US-Lehrer sollen mit der Knarre in den Unterricht

Als Reaktion auf das Schulmassaker in Florida schlägt Präsident Trump eine Bewaffnung der Pädagogen vor

Aus New York Dorothea Hahn

Geht es nach Donald Trump und der Schusswaffenlobby National Rifle Association (NRA), die 30 Millionen Dollar für seine Wahl ausgegeben hat, ist die Lehre aus dem Schulmassaker in Florida, dass Lehrer künftig bewaffnet in den Unterricht gehen. Darüber denke er nach, sagte der Präsident am Mittwoch – eine Woche nachdem ein 19-Jähriger mit einer legal erworbenen Kriegswaffe 17 Menschen erschossen hat – vor einer Runde von Überlebenden und Angehörigen. Dabei hielt er einen Spickzettel in den Händen, dessen letzter und fünfter Punkt lautete: „Ich höre euch.“

Ein Überlebender aus Florida, der am Tag nach dem Massaker 18 wurde und dessen bester Freund tot war, erklärte dem Präsidenten, warum das die falsche Antwort sei. „Ich verstehe nicht, warum ich immer noch in einen Supermarkt gehen kann, um eine Kriegswaffe zu kaufen“, sagte Samuel Zeif, „in Australien haben sie nach einem Schulmassaker 1999 die Gesetze geändert. Seither gab es dort so etwas nicht mehr.“ Während er sprach, zitterte Zeif am ganzen Körper. Mit der rechten Hand hielt er das Mikrofon, mit der linken strich er über den Rücken der Mutter seines toten Freundes.

Die WortführerInnen der neuen Bewegung für „GunControl“ sind der Einladung zu Trumps Fototermin im Weißen Haus erst gar nicht gefolgt. Stattdessen demonstrierten sie, nahmen an Fernsehdiskussionen teil und machten Lobbyarbeit bei Abgeordneten von Florida bis Washington, D. C. In Hunderten Schulen verließen am Mittwoch Teenager – manche erst 15 Jahre alt – den Unterricht und gingen auf die Straße. In Washington, D. C., zogen sie vom Kongress zum Weißen Haus. Vor Trumps Türe, hatte am Vortag ein Die-in stattgefunden, bei dem sich Kids wie tot auf den Asphalt legten.

Während erfahrene PolitikerInnen skeptisch sind, dass Washington nach dem Massaker an der Marjory Stoneman Douglas High School mehr als kosmetische Kleinigkeiten am Schusswaffenrecht ändern wird, wollen die Kids viel mehr. Unter anderem verlangen sie das Verbot von Kriegswaffen und systematische Background-Checks für alle Schusswaffenverkäufe.

Nachdem die Abgeordneten in Tallahassee, Florida, am Dienstag gegen Schusswaffenkontrollen gestimmt hatten, weinten Kids auf den Zuschauertribünen. Danach gingen sie zurück auf die Straße. Am Mittwoch buhten sie Senator Marco Rubio – ebenfalls ein von der NRA finanzierter Republikaner – aus, als der erklärte, für ihn sei die Erhöhung des Mindestalters für Schusswaffenkäufe auf 21 Jahre ausreichend.

Inzwischen haben die FreundInnen der Schusswaffenindustrie begonnen, Überlebende zu attackieren. Sie nennen sie „Schauspieler“, „manipuliert“ und „Ideologen“. Bei Houston, Texas, droht die Schulbehörde Teenagern, die den Unterricht verlassen, mit disziplinarischen Konsequenzen. Aber eine gefühlte Mehrheit von Erwachsenen, darunter Ex-First-Lady Michelle Obama, sympathisieren mit der neuen Bewegung der Kids.