Die Wochenvorschau von Susanne Messmer
: #MeToo, Gender Pay Gap und starke Frauen in Berliner Filmen

Viel wurde in den vergangenen Monaten seit dem Harvey-Weinstein-Skandal in Hollywood und dem darauffolgenden Dieter-Wedel-Skandal hierzulande über die #MeToo-Debatte gestritten. Eine der wahrscheinlich wirksamsten Initiativen, die daraus entstanden sind, ist ProQuote Film. Denn je mehr Frauen sowohl vor als auch hinter der Kamera arbeiten, desto einfacher dürfte es auch werden, sich gegen sexualisierte Gewalt und Diskriminierung am Filmset zur Wehr zu setzen.

Gleich drei Berliner Gegenbeispiele, die auch ohne #MeToo zeigen, wie anders es gehen kann, sind in dieser Woche zu besichtigen: Noch bis zum Mittwoch kann man beispielsweise die Berlin Feminist Filmweek besuchen. Außerdem startet am Donnerstag mit „Rückenwind von vorne“ der dritte Film über interessant eigenwillige Frauenfiguren des Berliner Filmemachers Philipp Eichholtz. Eichholtz ist dafür bekannt, dass die Drehbücher seiner Low-Budget-Produktionen seinen Schauspielerinnen enorme Freiheiten lassen. Die so entstehenden Filme kommen bestechend natürlich und leicht rüber – und doch kämpfen die Frauen in ihnen oft hart mit der Schwierigkeit, irgendwo anzukommen, ohne dabei festzufahren.

Ums Festgefahrene – oder vielmehr um den Ausbruch aus Konventionen – geht es auch bei der Fortsetzung der bieder wirkenden, unterm Strich aber spannenden Berliner Serie „Ku’damm 56“. Der neue Dreiteiler heißt Ku’damm 59 und ist am 18., 19. und 20. März im ZDF zu begutachten. Anders als ihre unglücklich verheirateten Schwestern hat die aufmüpfige Monika Schöllack drei Jahre nach ihrem ersten Ausbruchsversuch im nach wie vor steifen Nachkriegsdeutschland der späten 1950er Jahre mit seinen altbackenen Konventionen und Rollenbildern ausgerechnet im Filmgeschäft Karriere gemacht – allerdings muss sie nun um ihre uneheliche Tochter kämpfen. Die hat nämlich die völlig verbiesterte und erstarrte Großmutter über ihren Kopf hinweg gleich nach Geburt zur nur vermeintlich gutbürgerlich versorgten Schwester gegeben. Da sieht man mal wieder, wie viel die 1968er-Revolte doch bewirkt hat, so männlich dominiert sie auch war.

Ein weiterer, entscheidender Punkt, der im Zuge der #MeToo-Debatte immer wieder aufgeploppt ist: die schlechtere Bezahlung von Frauen im Filmbusiness. Es passt also wunderbar zum Thema, dass am Samstag, 17. März, mit einigen Aktionen in dieser Stadt zum wiederholten Male der Equal Pay Day „gefeiert“ wird. Es ist also wieder der Tag, bis zu dem Frauen in diesem Jahr umsonst gearbeitet haben, während Männer seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt wurden. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: Die geschlechtsspezifische Lohn-Lücke, der Gender Pay Gap, beträgt in Deutschland gemessen am Durchschnittsbruttostundenlohn 21 Prozent. Macht für Frauen 77 unbezahlte Tage. Übrigens: Innerhalb Europas werden nur noch in Österreich (23,4 Prozent) und Estland (30 Prozent) Frauen ungerechter entlohnt. Die gerechtesten Länder sind Slowenien (2,5 Prozent), Malta (6,1 Prozent) und Polen (6,4 Prozent).