Hakenschläger

Kein Fußbreit den Poetry Slammern: Der enorm komische Shahak Shapira tritt in Bremen auf

Komiker mit doppeltem Boden: Shahak Shapira Foto: Promo

Von Alexander Diehl

Fitnessschuhe und Fensterglasbrillen: Wie es am Donnerstagabend in der Hamburger Markthalle aussah, so dürfte mancher sich einen Ausflug der Neon-Redaktion vorstellen. Der da auftrat, der Komiker, Autor und Moderator Shahak Shapira: Er ist ihnen ja nahe, diesen mobil lebenden, nie länger als nötig Tweets und Timeline aus den Augen lassenden jungen Großstädtern.

Wer aber fehlte, war der Rapper Fler – mit dem er sich neulich höchst unterhaltsam in den sozialen Medien balgte –, aber auch die Wutbürger, die sich, auch neulich, fürchterlich erregten, weil dem „Ultra-linken AfD-Hasser“ nun eine TV-Sendung überlassen wird, natürlich von Zwangsgebühren.

Weder Vorort-Gangstern noch die Nationalen aber scheinen Shapira Angst zu machen, und das führt der israelische Komiker auf seine enorm furchtlose Mutter zurück … wobei: Israeli ist der Wahlberliner keiner mehr: Einbürgern ließ Shapira sich irgendwo in Sachsen-Anhalt, „weil ich da noch gemeldet bin“, genauer: einer NPD-Hochburg an der Unstrut, wohin es ihn als 14-Jährigen verschlug, mit der erwähnten Mutter und einem Bruder.

Für sowas braucht einer wohl nicht zuletzt Humor (und dem der Deutschen ist diese Tournee ja gewidmet). Den hat der Mann, und noch dazu einen besonders erfreulichen insofern: Bei aller Politik, die er da hineinwebt, bei allem Sich-abgrenzen-von und Anlegen-mit Neonazis, Großreligionen, deutscher Gedenk-Praxis und bekenntnishaften Slam-Poeten verfällt Shapira eben nicht ins gefällige Wir-gegen-die des Kabaretts (wobei diese Rede, dass also beim Kabarett sich alle innerlich in den Armen lägen: Die ist ja selbst bloßes Klischee).

Shapira jedenfalls schlägt humoristische Haken und hält dann plötzlich inne und sagt so etwas wie: „Ja, da lacht ihr, ne?“ Und ja, wir tun's.

So, 18. März, 20 Uhr, Bremen, Fritz; weitere Termine im Januar 2019