das portrait
: Pastor Karl Wilhelm ter Horstbietet Asyl

Fühlt sich den Katalanen verbunden: Karl-Wilhelm ter Horst Foto: Albrecht Dennwemann/dpa

Sommerferien 1968 in der Grafschaft Bent­heim. An der Bundesstraße steht der 18-jährige Schüler Karl-Wilhelm ter Horst und hält den Daumen raus. Auf dem Rücken der Rucksack, umwickelt mit einer Zeltplane, in der Hand die Gitarre. 21 Tage später kommt er angetrampt, in Llançà , einem kleinen Strandort in Katalonien, und sieht zum ersten Mal das Mittelmeer. Diesen Moment, den wird er Katalonien nie vergessen.

Heute ist Karl-Wilhelm ter Horst Pastor in Rente, besitzt ein Bauernhaus in den Pyrenäen, hat katalanische beste Freunde, die ihn Carlos nennen und sieht die Chance, sich zu revanchieren: Als er von der Auslieferung von Carles Puigdemont, dem katalanischen Separatistenführer, hört, setzt er sich an den Computer und schreibt eine E-Mail. Betreff: „Solidarität mit Puigdemont“. Empfänger: JVA Neumünster. Als Pastor bietet er ihm Kirchenasyl, denn es sei eine Schande für Deutschland, Puigdemont festzunehmen und ausliefern zu wollen.

Kirchenasyl, jedoch gar nicht in einer Kirche, sondern in einem Einfamilienhaus in dem kleinen Ort Ohne. Dort wohnt Pastor ter Horst mit seiner Hütehündin Rosi, die er in einem Urlaub in einem Dorf in den Pyrenäen gefunden hat, und schreibt Bücher. Seine Familie lebt im Nachbarort. „Ich arbeite viel nachts und brauche einfach meine Ruhe, räumliche Trennung. Wir sind ein gutes Paar, aber wir arbeiten auch sehr eigenständig“, sagt ter Horst.

Für die Zeit des Kirchenasyls würde ter Horst allerdings zu seiner Familie ziehen. Puigdemont hätte also ein ganzes Haus, mit Wohnzimmer, Küche, Bad, sogar einem kleinen Garten zu Verfügung. „Er könnte dort für sich sein, auch in der Nähe der holländischen Grenze, und könnte schnell nach Belgien.“ „Kirchenasyl geben, das ist die Pflicht eines Christen, eines Pastors. Auch, wenn es in die Illegalität gehen sollte“, sagt ter Horst.

An diesem 21. Tag der Sommerferien 1968 fiel bei ter Horst der Groschen: „Ich werde immer unabhängig sein“, dachte er sich. Deshalb tut er bis heute, was er für richtig hält. Das ist zum Beispiel, jemandem Asyl zu geben, der für Rebellion ins Gefängnis soll. Cara Westerkamp