heute in bremen
: „Auch habituelle Barrieren bestehen“

Foto: ZAP/Uni Bremen

Eva Anslinger, 42, Erziehungswissenschaftlerin, stellvertretende Direktorin des Zentrum für Arbeit und Politik der Universität Bremen.

Interview Jean-Philipp Baeck

taz: Frau Anslinger, wieso bieten Sie eine sozialwissenschaftliche Weiterbildung speziell für Flüchtlinge und MigrantInnen an?

Eva Anslinger: Wir haben festgestellt, dass sich vermehrt Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung für unser Weiterbildungsstudium in sozialwissenschaftlicher Grundbildung interessieren. Deshalb haben wir einen Kurs konzipiert, um die Menschen anzusprechen, die vielleicht in ihrem Heimatland schon studiert haben, aber in Deutschland oft noch nicht so weit angekommen sind, um hier ein Studium aufnehmen zu können.

Woran fehlt es?

In erster Linie an der Sprache. Um in Deutschland ein Studium aufnehmen zu können, braucht man das Niveau C1 – das ist mit regulären Integrationskursen schwer zu erreichen. Kurse, die genau dahin führen, sind meist sehr teuer. Deshalb bieten wir ein Sprachcoaching auch in sozialwissenschaftlicher Fachsprache.

Wieso gerade Sozialwissenschaften?

Weiterbildungskurs „Sozialwissenschaften“, speziell für Menschen mit Migrationserfahrung. Anmeldung noch heute möglich unter: eva.anslinger@uni-bremen.de, Kursbeginn 6. April, Uni Bremen

Wir brauchen nicht nur Ingenieure, es gibt eine Nachfrage. Unser Studium vermittelt zudem auch Fähigkeiten, sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen und gesellschaftliche Entwicklungen besser einzuschätzen. Es ist auch ein Angebot der politischen Erwachsenenbildung. Viele Absolventen studieren im Anschluss an das zweijährige Weiterbildungsstudium dann Soziale Arbeit, Public Health oder auch Soziologie.

… ein langer Weg.

Das stimmt. Aber wir sprechen auch die Leute an, die vielleicht formal sogar die Voraussetzungen für ein Regelstudium hätten, es sich aber aus verschiedenen Gründen noch nicht zutrauen, etwa weil auch habituelle Barrieren bestehen. Weil sie Ängste haben, ob sie sich zurechtfinden und darüber, wie das Lernniveau an einer Universität sein wird. Auch den Menschen, die durch Flucht und Migration teilweise schon länger aus dem Bildungssystem raus sind, wollen wir einen leichteren Einstieg ermöglichen.