70 Euro mehr müssen reichen

Im Tarifstreit forderte Verdi 200 Euro mehr für Geringverdiener. Damit setzte sich die Gewerkschaft nicht durch

Von Hannes Koch

Der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst ist beendet. Die Angestellten von Bund und Kommunen erhalten rückwirkend ab März durchschnittlich 3,19 Prozent mehr Gehalt. Ab April 2019 kommen weitere 3,09 Prozent, ab März 2020 schließlich 1,06 Prozent hinzu. Darauf verständigten sich in der Nacht zum Mittwoch die Unterhändler des Bundes und der Kommunen mit Verdi und dem Beamtenbund.

Verdi-Chef Frank Bsirske hatte eine Lohnerhöhung von sechs Prozent bei einer Laufzeit des Vertrages von 12 Monaten gefordert, mindestens jedoch 200 Euro mehr pro Monat. Damit konnte er sich nicht durchsetzen. Von dem Sockelbetrag hätten die Geringverdiener im öffentlichen Dienst profitiert.

Es gebe keinen Arbeitnehmer, der über die Tariflaufzeit mit monatlich weniger als 175 Euro Plus rechnen müsse, sagte Bsirske nach der Einigung in der Nacht zum Mittwoch. Allerdings ist die Vertragslaufzeit mit 30 Monaten ungewöhnlich lang. So liegt das Gehaltsplus vieler Geringverdiener zunächst nur zwischen 70 und 80 Euro.

Bundesinnenminister Horst Seehofer und VKA-Präsident Thomas Böhle gestanden außerdem eine Einmalzahlung für die unteren Lohngruppen von 250 Euro zu. Auszubildende sollen 2018 und 2019 je 50 Euro pro Monat mehr erhalten. Das Ergebnis gilt für rund 2,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund, Städten und Gemeinden, auch für die Beamten und Pensionäre.

Den Bund wird der Tarifabschluss rund 2,2 Milliarden Euro zusätzlich kosten. Auf die Städte und Gemeinden kommen höhere Ausgaben von etwa 7,5 Milliarden Euro über die gesamte Laufzeit zu. Grundsätzlich sind diese Summen kein Problem, denn die öffentlichen Haushalte erwirtschaften unter dem Strich Überschüsse. Ein Viertel der Kommunen allerdings muss sich weiter verschulden. Sie können höhere Löhne nur schwer stemmen. Unter anderem deshalb hatte die VKA bei den Verhandlungen gebremst. Ein weiteres Argument war, dass man lieber den höheren Lohngruppen mehr Geld zahlen wollte als den unteren, um knappe Fachkräfte wie IT-Spezialisten anzuziehen.

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