Immer weiter im Dienst

Umstrittener Wolfsburger Ex-Polizeichef soll jetzt in Braunschweig Großeinsätze koordinieren

Von Reimar Paul

Die Affäre um den früheren Leiter der Polizeiinspektion Wolfsburg/Helmstedt, Hans-Ulrich Podehl, köchelt weiter. Auf juristischer Ebene ist der Ausgang ungewiss. Podehl wird wohl bis zu seinem Ruhestand weiter Dienst schieben.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig wirft dem 61-jährigen Beamten Bestechlichkeit vor: Er soll im Herbst 2012 einer Polizistin eine Karriere in Wolfsburg in Aussicht gestellt haben, wenn sie sich ihm gegenüber „auf privater Ebene erkenntlich zeigen“ würde. Podehl bestreitet nach Angaben der Ermittler die Vorwürfe. Vor einem halben Jahr erhob die Staatsanwaltschaft Anklage beim Braunschweiger Landgericht.

Das Gericht will aber kein Verfahren eröffnen, wie in der vergangenen Woche bekannt wurde. Über die Gründe gibt es keine Auskunft – es handele sich um ein laufendes Verfahren, heißt es. Damit will sich die Staatsanwaltschaft nicht zufrieden geben. „Wir haben gegen den Nichteröffnungsbeschluss Beschwerde eingelegt und werden das in den nächsten Tagen begründen“, sagte Staatsanwältin Julia Meyer gestern zur taz.

Die Generalstaatsanwaltschaft werde die Beschwerde prüfen und sie gegebenenfalls an das Oberlandesgericht (OLG) in Braunschweig weiterleiten, erläuterte Meyer das Procedere: „Das OLG wird dann entscheiden, ob ein Strafprozess eröffnet wird.“ Einen Beschluss darüber erwarte sie aber erst in einigen Monaten, sagte die Juristin.

Ein erstes Ermittlungsverfahren gegen Podehl hatte die Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr von sich aus eingestellt. Dabei ging es um den Verdacht der Nachstellung. Podehl soll die 25 Jahre jüngere Wolfsburger Kripo-Chefin Imke Krysta massiv mit Whats-App-Nachrichten belästigt haben. Nach Information der Neuen Presse hatte er die Kollegin mit „zig Liebesbotschaften und Pferdebildern überschüttet“. Die Ermittlungsbehörde kam zu dem Schluss, dass das Verhalten Podehls die Grenze zur Strafbarkeit nicht überschritten habe.

Podehl war nach Bekanntwerden der Vorwürfe in die Zentrale Polizeidirektion in Hannover versetzt worden. Weil er krank geschrieben war, trat er seinen Dienst dort aber nie an. Seit November arbeitet er im Behördenstab der Polizeidirektion Braunschweig. Er werde bis zum Eintritt in den Ruhestand Ende 2018 im Dezernat für Einsatz- und Verkehrsangelegenheiten tätig sein, heißt es in einer Mitteilung.

Podehl soll dort auch „die Harmonisierung der Einsatzkonzepte der Polizeidirektion mit den Bund-Länder-Konzepten zur Bewältigung von großen Einsatzlagen“ begleiten. Hier werde er seine „über 40-jährigen Erfahrungen in der Polizei im Umgang mit der Einsatzbewältigung wie z.B. von Castoreinsätzen, Demonstrationen oder Großveranstaltungen einbringen können“.

Fast zeitgleich mit Podehl war auch sein mutmaßliches Stalking-Opfer Krysta versetzt worden. Seit September ist die Kripo-Beamtin aber wieder in ihrer alten Funktion in Wolfsburg tätig. Gegen ihre Rückkehr dorthin hatten sich kurz zuvor rund 20 Beamte der örtlichen Polizeiinspektion in einem Brief ausgesprochen – sie verstanden die Rückkehr offenbar als Vorverurteilung Podehls. „Wie sollen wir uns als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der PI-Leitung zwischenmenschlich ihr gegenüber verhalten? In der Vergangenheit haben wir über viele Jahre sehr eng mit Herrn Podehl zusammengearbeitet“, zitierte die Hannoversche Allgemeine Zeitungaus dem Schrei­ben.