Nächste Spielzeit, neues Personal

Nach einem 1:0 in Dresden schließt Union die Saison als Achter ab –
und hat keinen Trainer mehr

Von Gunnar Leue

André Hofschneider ist nach nur gut fünf Monaten nicht mehr Cheftrainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union Berlin. Damit reagierte der Verein auf eine enttäuschende Saison. Ursprünglich wollte der Club ja in die Bundesliga aufsteigen. Der Nachfolger von Jens Keller soll im Club wieder eine andere Funktion übernehmen, teilte der 1. FC Union am Montag mit. Der neue Coach steht noch nicht fest.

Höflich, nett und keine Spur von Forschheit, eher ein wenig resignativ – so könnte man das Bild beschreiben, dass der 1. FC Union in dieser Saison sportlich abgab. Und fast genauso zeigte sich das Abschlussbild am Sontag nach dem Schlusspfiff des letzten Spieltages im Presseraum des Dresdner Stadions, wo Hofschneider das Spiel kommentieren sollte. Neben ihm saß sein Dresdner Trainerkollege Uwe Neuhaus, der bis vor vier Jahren noch sein vorgesetzter Union-Kollege war. Neuhaus heuerte bei der SG Dynamo an, die er in die Zweite Liga führte, wo er nun fast so eine Katastrophensaison erlebte wie sein Ex-Assistent und immer-noch-Freund Hofschneider.

Dessen Team hatte das eher schwache Spiel dank eines späten Tors mit 1:0 gewonnen, was der Coach fast entschuldigend erklärte („Lucky-Punch“, „glücklicher Sieg“). Die Erleichterung, dass das Ergebnis für die Sachsen nicht den Abstieg bedeutete, war durchaus spürbar. Dabei hätte ja nicht viel gefehlt und die letztlich belanglose Partie wäre auch für Union zum existentiellen Duell geworden. Erst mit dem Heimspiel vor einer Woche gegen Bochum war der Klassenerhalt gesichert worden, wodurch die finale Horrorvorstellung ausfiel, dass eine der beiden Mannschaften die andere in den Abgrund reißen müsste.

Das dies für etliche Fans sehr wohl eine traurige Vorstellung gewesen wäre, hatte sich im Vorfeld gezeigt. Einerseits bestehen nicht wenige persönliche Bande zwischen SGD- und Unionfans älteren Semesters. Manchmal haben heutige Unioner in Dresden studiert und sind dann in die DDR-Hauptstadt gezogen, oder heutige Dresdenfans sind vor vielen Jahren nach Sachsen gezogen. Und nur bekloppte Fanatiker stellen den Fußball über langjährige Freundschaften. Vor allem aber: Fußballfantum – Ost hin, West her – braucht ebenbürtige Gegnerschaft, wofür Sandhausen oder Heidenheim schlicht nicht taugen. Im und um das Stadion herrschte letztlich eine laute, aber friedfertige Stimmung.

Und sonst? Union ist Tabellenachter, nur einen Punkt hinterm Vierten, was aber keinen Anlass zur Versöhnlichkeit gibt. In der neuen Spielzeit kommen HSV, Köln und vielleicht Wolfsburg. Dann wären die Aufstiegsplätze wohl weg – und der Druck bei allen anderen, inklusive Union, schon mal geringer als zuletzt. Das könnte den Weg für Überraschungen ebnen, wenn man denn wüsste, welches Personal für die sorgen soll. Trainer Hofschneider ist weg, der bisherige Leiter der Lizenzspielerabteilung, Helmut Schulte, verlässt den Verein. Zudem wird Präsidiumsmitglied Lutz Munack, zuletzt Geschäftsführer Sport gesamt, künftig als Geschäftsführer Nachwuchs- und Amateurfußball fungieren. Das Stühlerücken hat begonnen.