Torben Becker
sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt
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Die schleichende Verfestigung rassistischer, sexistischer und antisemitischer Salonfähigkeit begegnet uns nunmehr fast jede Woche. Zwei äußerst hartnäckige Strategien sind dabei erstens der Geschichtsrevisionismus, mit welchem der unsägliche Schrott einer tausendjährigen deutschen Geschichte herbeifabuliert werden kann. Zweitens sind oberflächliche Pseudoargumente, die letztlich nur neuen Tabubrüchen Vorschub leisten, zu nennen. Ziel dieser Strategien sind Rekonstruktionen von Geschichte und Identitäten, die nach einem ausgrenzenden Muster à la NPD funktionieren. Dieser Mist scheint leider keine Ausnahme zu sein. So hat die AfD-Aktivistin Leyla Bilge nun beispielsweise erneut den sogenannten Marsch der Frauen durch Berlin angekündigt. Der Wolf im Schafspelz gibt sich emanzipatorisch, doch wenn man sich ihr Vorhaben genauer anschaut, zeigt sich, dass die vermeintlich „gefährdete deutsche Frau“ als antifeministische Chiffre herhalten muss.

Glücklicherweise wurde das schon im Februar nichts mit diesem Marsch, denn 1.500 Gegendemonstrant*innen verhinderten in Berlin dessen Gelingen. Auch für den aktuellen Aufmarsch am Samstag formiert sich mit „Nicht in unserem Namen – Für Frauenrechte ohne Rassismus“ wieder reichlich Widerstand. Mit den Bildern des Protestes gegen die AfD am 27. Mai 2018 im Hinterkopf wird gezeigt, dass man die Engstirnigkeit der AfD nicht einfach durch die Straßen schleichen lässt(9. 6., Mehringplatz, 13 Uhr).

Zur selben Zeit wird in Wilmersdorf gegen den sogenannten Al-Quds-Tags-Aufmarsch demonstriert.Seit 22 Jahren wird dieser Tag in Berlin als Inszenierung des Kampfes für „die Unterdrückten der Welt“ unter antisemitischen Vorzeichen gegen Israel genutzt. Auch hierzu gibt es antifaschistischen Widerstand und Gegenproteste(9. 6., U-Bhf Wilmersdorfer Straße, 12 Uhr).Aktivist*innen aus der Nachbarstadt Potsdam organisieren eine Anreiseroute,um sich dem Gegenprotest anzuschließen (9. 6., Potsdam Hbf Infopoint, 11.10 Uhr).

Solidarischer Widerstand gegen die Verrohung unseres Zusammenlebens formiert sich auch abseits der Straße. Am Dienstag beginnt das dreitägige festival contre le racismean der Freien Universität Berlin. In zahlreichen Veranstaltungen setzt man sich hier mit rassismus- und herrschaftskritischen Inhalten der Gegenwart auseinander, denn erst kürzlich räumte Deutschland vor dem UN-Menschenrechtsrat ein, ein strukturelles Rassismusproblem zu haben (12. bis 14. 6., FU Berlin/Dahlem, Programm unter: www.festival-contre-racisme.berlin).