Da waren sie nur noch sechs

Mit einem Eklat endete das Treffen der sieben wichtigsten Industrienationen in Kanada. Mit wütenden Tweets verkündet Donald Trump den Ausstieg aus der Abschlusserklärung

Kleiner Perspektivwechsel: Hier das von Merkel-Sprecher Steffen Seibert in Umlauf gebrachte Bild Foto: Jesco Denzel/ap

Überraschend positiv war das Treffen der G7-Staaten im kanadischen Charlevoix am Wochenende zu Ende gegangen: Alle sieben Industrienationen – Gastgeber Kanada, Japan, Frankreich, Großbritannien, Italien, Deutschland und auch die USA – hatten sich auf ein gemeinsames Abschlusskommuniqué geeinigt. Es enthielt ein Bekenntnis gegen Protektionismus. Doch schon wenige Stunden später zog US-Präsident Donald Trump seine Unterstützung per Twitter zurück. Verbunden mit einer Attacke gegen Kanadas Premier Justin Trudeau. Der hatte die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium als beleidigend zurückgewiesen und Vergeltungsmaßnahmen angekündigt. „Wir Kanadier sind freundlich und vernünftig, aber wir lassen uns nicht herumkommandieren“, sagte Trudeau auf einer Pressekonferenz.

Donald Trump, der bereits auf dem Weg nach Singapur war, wo am Dienstag ein Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ansteht, griff Kanadas Premierminister daraufhin direkt an: Trudeau sei „zahm und mild“ aufgetreten, um nach Trumps Abreise die US-Strafzölle als beleidigend zu bezeichnen. Das sei „sehr unaufrichtig und schwach“. Trudeaus Büro versicherte derweil, dieser habe seine Haltung weder öffentlich noch im privaten Gespräch mit Trump geändert.

Donald Trump, US-Präsident auf dem G7-Gipfel. Kurz darauf folgte sein Twitter-Wutausbruch gegen Kanadas Justin Trudeau

Die mühsam ausgehandelte Abschlusserklärung, aus der die USA ausgestiegen sind, beinhaltet neben dem Bekenntnis zum Freihandel auch eine Reform der Welthandelsorganisation.

Themen auf dem Gipfel waren zudem der Klimawandel, zu dem sich nur Kanada und die Europäer bekannten, der Schutz der Meere vor zu viel Plastik, das Iran-Abkommen, der Umgang mit Nordkorea, eine Bildungsoffensive für Mädchen in Krisenregionen, die Abwehr von Destabilisierungsversuchen von fremden Staaten sowie, als einem der Schwerpunktthemen von Trudeau, die Gleichberechtigung von Frauen.

Heute ein König? Das von Trumps Pressesprecherin verbreitete Bild Foto: Sarah Sanders/@PressSec/twitter

Ein weiterer Streitpunkt war die Forderung der USA, Russland wieder in den Kreis der G7 aufzunehmen, das seit der Annexion der Krim 2014 ausgeschlossen worden war. Außer zunächst Italien hatten sich die übrigen Staaten aber klar dagegengestellt. (taz)