Frankreich, Burundi und die Esel des Anstoßes

Darf Entwicklungshilfe Bäuerinnen Esel finanzieren, um sie zu ent­lasten? Unerhört, sagt Burundis Regierung

„Ich habe die Ehre, Sie anzuweisen, alle Esel unverzüglich einzusammeln“

Von Simone Schlindwein, Kampala

Die Sache begann ganz harmlos. Frankreichs Botschafter in Burundi stiftete einer Frauenorganisation in der zentralburundischen Provinz Gitega zehn Esel. Die Lasttiere sollten den Bäuerinnen, zum großen Teil Witwen, helfen, ihr Obst und Gemüse zum Markt zu transportieren – eines dieser typischen Kleinstprojekte, mit welchen westliche Botschaften der armen ländlichen Bevölkerung Burundis zu helfen versuchen, nachdem der Großteil der Entwicklungszusammenarbeit eingestellt worden ist.

Dann schlug Burundis Regierung Alarm. Landwirtschafts- und Umweltminister, Deo Rurema, schickte dem französischen Botschafter, Laurent Delahousse, einen Brief: „Ich habe die Ehre, Sie anzuweisen, alle verteilten Esel unverzüglich wieder einzusammeln“, heißt es darin. Die „exotischen Tiere“ seien nicht vorschriftsgemäß eingeführt worden. Minister Rurema tourte gerade durch die Provinz Gitega, um Nutztiere impfen zu lassen – zum Schutz gegen die Maul- und Klauenseuche, die jüngst in Tansania und Uganda zu großen Vieh-Verlusten geführt hat. Die „exotischen“ Esel seien nicht heimisch in Burundi, erklärte Rurema: Sie müssten unverzüglich in Quarantäne.

Botschafter Delahousse reagierte auf Twitter flapsig: Die Botschaft sei nicht für die Esel verantwortlich. Man habe bloß ein Projekt einer burundischen NGO finanziert, welche die Esel aus Tansania importiert habe: „Meines Wissens sind alle Regeln respektiert worden.“ Noch dazu seien Esel doch wirklich die „Land Cruiser unter den Tieren“.

Darauf brach ein Shitstorm los. Die Franzosen „halten uns für Esel“, kommentierte Gabby Bugaga, Sprecher des Senatspräsidenten in Burundi. Der Vorsitzende der regierungsnahen Menschenrechtsgruppe Izere (Hoffnung), François-Xavier Ndaruzaniye, kritisierte, das Geschenk sei eine Beleidigung für alle Burunder, denn „Eseln fehlt es an Intelligenz“. Der burundisch-kanadische Professor Steve De Cliff befürchtet sogar Spionage: „Leider wissen nur sehr wenige Menschen, dass es sehr einfach ist, einem Tier einen GPS-Chip, der mit einem Satelliten verbunden ist, einzusetzen.“

Frankreich galt einst als enger Freund des frankofonen Burundis. Doch heute sind die Beziehungen Burundis zum Westen kompliziert. Präsident Pierre Nkurunziza ließ sich 2015 zu einer dritten Amtszeit wiederwählen, obwohl ihm laut Verfassung nur zwei Amtszeiten zustanden. Vor wenigen Wochen stimmten 79 Prozent der Wähler dafür, die Verfassung so zu ändern, dass Nkurunziza bis 2034 regieren kann. Besonders Frankreich übte daran Kritik und bemüht sich jetzt um enge Beziehungen zum Nachbarland Ruanda. Nun reagiert sich Burundis Regierung an den Eseln ab.