Kurz und schmerzhaft

Schweigen in Afghanistan zum Ende des Ramadan die Waffen? Taliban gehen auf Vorstoß der Regierung ein – nach Tötung von 36 Soldaten

Von Sven Hansen

Die radikalislamischen afghanischen Taliban haben am Samstag eine dreitägige Waffenruhe angekündigt. Sie soll zum Eid-al-Fitr-Fest stattfinden, mit dem in diesem Jahr um den 15. Juni das Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert wird. Es ist seit 2001 das allererste Mal überhaupt, dass die Aufständischen landesweit eine Kampfpause verkündet haben.

Erst am Freitag hatte der afghanische Präsident Aschraf Ghani für die Zeit vom 12. bis 19. Juni selbst eine Feuerpause verkündet. Der kürzere Waffenstillstand der Taliban gilt als Antwort darauf und weckt vorsichtige Hoffnungen auf einen neuen Friedensprozess. Afghanistans Regierung hat bereits angekündigt, ihre einwöchige Waffenruhe zu verlängern, wenn die Taliban sich an ihre eigene Ankündigung halten

Beide Seiten versahen ihre Feuerpausen allerdings mit Einschränkungen. So erklärten die Taliban, sie gelte nur für einheimische Polizisten und Soldaten, sofern diese nicht die Taliban angriffen. „Ausländische Besatzer“ würden weiter attackiert. Und Präsident Ghani hatte gesagt, die Waffenruhe der Regierungstruppen gelte nicht für Kämpfer des sogenannten Islamischen Staats (IS). Diese würden weiter angegriffen werden.

Der Ankündigung der Taliban gingen unmittelbar zwei Angriffe auf afghanische Regierungskräfte in den Provinzen Kundus und Herat voraus. Dabei wurden nach Behördenangaben mindestens 36 Soldaten und Polizisten getötet und 20 verletzt. Und direkt nach der Ankündigung wurden in der Provinz Kandahar bei einem weiteren Überfall nach Angaben des Gouverneurssprechers mindestens fünf Polizisten getötet und drei weitere verletzt. Andere Quellen nennen 12 Tote.

Die Regierung bietet schon seit einiger Zeit den Taliban Friedensgespräche an und macht ihnen dafür auch weitreichende Zugeständnisse. Denn es ist längst klar, dass die Taliban nicht militärisch besiegt werden können. Zuletzt hatte Präsident Ghani im Februar ein ­Friedensangebot gemacht. Die Taliban reagierten bisher aber abwartend. Das liegt auch daran, dass ihre ausländischen Sponsoren, wie etwa Pakistans Geheimdienst, sie gern weiterhin als ihr außenpolitisches Instrument nutzen wollen.

Erst vor einer Woche hatte der Ulema-Rat, eine Versammlung islamischer Religionsgelehrter, in Kabul eine Fatwa gegen Selbstmordattentate ausgesprochen, den Krieg in Afghanistan als unislamisch bezeichnet und sich zugleich für einen Waffenstillstand ausgesprochen. Als sich die Versammlung auflöste, sprengte sich ein Selbstmordattentäter in die Luft und tötete mindestens 14 Menschen. Keine Gruppe übernahm die Verantwortung.