Missbrauch: 250 Taten pro Woche

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern nehmen seit Jahren zu. Davor warnten Experten wie das Bundeskriminalamt, die Deutsche Kinderhilfe und der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs anlässlich der Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) für das Jahr 2017. Vor allem die Zahl der Missbrauchsabbildungen, also Schriften, Fotos oder Filme mit sexuellen Handlungen von, an oder vor einem Kind unter 14 Jahren, umgangssprachlich als Kinderpornografie bezeichnet, ist enorm gestiegen. Die abgebildeten Taten würden dabei immer schwerwiegender, die Opfer immer jünger, so die Beobachtung der Experten.

Im Jahr 2017 weist die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik für Deutschland 6.500 Fälle von Missbrauchsabbildungen von Kindern aus – das ist ein Anstieg zum Vorjahr um 14,5 Prozent. Weltweit breiten sich Missbrauchsabbildungen immer schneller im Netz und über Messenger-Dienste aus. Der Jahresbericht 2017 der gemeinnützigen Internet Watch Foundation (IWF) aus Großbritannien weist darauf hin, dass die Anzahl der aufgefundenen Seiten mit kinderpornografischen Inhalten im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent gestiegen ist. Einen besonderen Anstieg verzeichnen dabei die Seiten, auf denen die User selbst Bilder hochladen können. Laut Angaben der IWF zeigen 35 Prozent der kinderpornografischen Websites Vergewaltigungen oder sexualisierte Folter von Kindern. 55 Prozent der Abgebildeten sind unter zehn Jahre alt, zwei Prozent der Kinder jünger als zwei Jahre, 86 Prozent der betroffenen Kinder sind Mädchen.

Bei sexuellem Kindesmissbrauch stagnieren die Zahlen für Deutschland mit 11.500 angezeigten Straftaten auf hohem Niveau. Insgesamt 13.539 Kinder wurden Opfer von sexuellem Missbrauch –, das sind mehr als 250 Kinder pro Woche. Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, was aber nicht viel heißt: Die Kriminalstatistik erfasst nur Taten, die auch angezeigt wurden. Und bei sexuellem Missbrauch, der sich meistens in der Familie oder in Institutionen abspielt, ist das Dunkelfeld besonders groß.

Der in Freiburg verhandelte Missbrauchsfall, so einzigartig er zunächst erscheinen mag, ist in dieser Hinsicht durchaus typisch für sexualisierte Gewalt an Kindern. Die meisten Verbrechen werden von Tätern begangen, die zum Opfer in einem Vertrauensverhältnis stehen. Und sehr oft gibt es Mitwisser aus dem nahen Umfeld, die die Taten decken oder nicht einschreiten.

Immer häufiger stellen TäterInnen Bild-und Filmmaterial von ihren Missbrauchstaten her, um es im Darknet anzubieten und/oder gegen neues Bildmaterial zu tauschen. Häufig nutzen sie diese Material auch dafür, ein Kind anderen TäterInnen „anzubieten,“ um es sexuell zu missbrauchen. Nina Apin