Meer ist zur Müllkippe geworden

Plastikmüll in Nord- und Ostsee ist ein zentrales Thema auf dem Meeresumweltsymposium in Hamburg

„Zwei Drittel aller Seevögel haben Plastik im Magen“

Julia Verlinden, Grüne

Von Sven-Michael Veit

Natürlich geht es um den Müll im Meer, wie sollte es auch anders sein auf dem 28. Meeresumweltsymposium des Hamburger Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Dienstag und Mittwoch dieser Woche. Seit 1991 hat sich das Symposium in der Hansestadt zum wichtigsten Kongress zum Thema Meeresumwelt in Deutschland entwickelt. Vermüllte Strände, Natur- und Artenschutz, Industrialisierung der Küsten oder die Entwicklung der Schifffahrt – allesamt Themen, die hier meist zum ersten diskutiert wurden, bevor die große Öffentlichkeit überhaupt davon erfuhr. Die reagierte anschließend oftmals mit politischem Druck, am auffälligsten beim Schutz von Walen, bei der beginnenden Ökologisierung der Kreuzfahrtschiffe, beim Schutz von Meeresgebieten vor Überfischung – und jetzt beim Meeresmüll.

So hat denn auch nicht zufällig am Freitag die Umweltministerkonferenz in Bremen auf Antrag Schleswig-Holsteins beschlossen, den Plastikverbrauch und Plastikmüll deutlich zu reduzieren. „Wir finden überall in unseren Gewässern mehr oder minder abgebaute Reste von Verpackungen“, sagte Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister Robert Habeck. Das größte Problem sei, dass „diese Plastikreste sich nicht auflösen, sondern dauerhaft in der Umwelt bleiben“. Deshalb fordern die Länder jetzt vom Bund, die geltenden Grenzwerte für Kunststoffanteile in Düngemitteln, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln soweit wie praktisch möglich zu senken. Die jetzige Praxis sei „unverantwortlich“, sagt Habeck.

Darüber hinaus solle der Bund dafür sorgen, dass der Einsatz von Kunststoffmikropartikeln in Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika unterbunden wird. Dafür sollte auch die von der EU angedachte Plastiksteuer eingeführt werden. Nicht recycelte Plastikabfälle müssten mit zusätzlichen Kosten belastet werden, um deren Menge zu reduzieren.

Ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika fordert auch die niedersächsische grüne Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden. Generell müsse Plastik durch umweltverträgliche Stoffe ersetzt werden, findet sie. Vor allem müsse der Bund angesichts der Meeresverschmutzung mit Plastik sofort handeln. „Schon heute haben zwei Drittel aller Seevögel Plastik im Magen“, kritisiert Verlinden.

Und auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg findet, dass Plastikmüll „ausschließlich in den Häfen entsorgt werden“ dürfe. „Das Meer darf keine Müllkippe sein, vor allem nicht für langlebige Kunststoffe und Mikroplastik“, sagt VDR-Chef Ralf Nagel. Auch er wird auf dem BSH-Symposium mitdiskutieren.