Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um
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Ciprian Mureşan ist der Kopist unter den Maler*innen aus der rumänischen Kunstschmiede Cluj. In Katalogen von Künstlerkolleg*innen – zeitgenössischen wie historischen – findet er seine Sujets. Dicht an dicht zeichnet er ganze Bücher palimpsestartig neben- und übereinander. In seiner Einzelausstellung „Incorrigible Believers“ bei Plan B ist diese Technik unter anderem in Form eines Glasbildes zu begutachten, auf dem er Abbildungen rumänischer Glas­ikonen nachgemalt hat. Nicht überlappend, sondern tatsächlich dem Original entsprechend ist hingegen Mureşans Interpretation des „Jüngsten Gerichts“, wie es als Fresko die Außenwand des Klosters von Voronet schmückt. In der Galerie ist es auf Schienen platziert, die es geräuschvoll nach vorn und wieder nach hinten bewegen. Ist das eine Anspielung auf die räumliche Versetzung rumänischer Kirchen während des Ceaușescu-Regimes? Eine Kritik an der Institution Kirche? Oder eine Ironisierung seiner Rolle als Künstler? (bis 4. 8., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Potsdamer Str. 77-87 G).

Das Laufband, das Julius von Bismarck bei Alexander Levy aufgebaut hat, bewegt sich ein wenig schneller, nur in eine Richtung, aber ebenso kontinuierlich und vor allem: mitsamt der Besucher*innen der Galerie. Kaum betritt man diese, ist man Teil des Kunstwerks, gleitet dahin oder läuft dagegen an. Aufhalten kann man die Bewegung nicht, wie ja auch nicht die Rotation der Erde, den sogenannten Fortschritt, das Vergehen der Zeit. Auf all das scheint von Bismarck in seiner Versuchsanordnung „Immer noch der Lauf der Dinge“ anzuspielen, in der man, während man durch die Räume getragen wird, auf einer Zwei-Kanal-Videoarbeit Tiere durch die Luft wirbeln sieht. Es sind bereits tote, präparierte Wesen, die von Bismarck in einem Windkanal den Strömungen ausgesetzt hat. Sie wirken nun lebendig, sind aber eigentlich den äußeren Umständen komplett ausgeliefert (bis 7. 7., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Rudi-Dutschke-Str. 26).

Tabita Rezairebewegen andere Fragen, zum Beispiel, inwieweit Technologien in der postkolonialen Emanzipation eine Rolle spielen können. Die französische Künstlerin mit guyanischen und dänischen Wurzeln untersucht gleichsam die in diesen bereits eingeschriebenen Unterdrückungsmechanismen, wie auch die digitale Transformation traditioneller Heilmethoden und deren spirituell-feministische Weiterentwicklung. Bei PSMist eine Auswahl ihrer Videoinstallationen und Collagen zum Parcours aufgebaut und gewährt einen Ausflug in Rezaires fantastisch-hypnotische, virtuelle Welten – leider nur einen kleinen (bis 21. 7., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Schöneberger Ufer 61).