Der Berliner Wochenkommentar II: Krach im Anflug

Das Abgeordnetenhaus hat beschlossen, noch einmal die Historie des BER zu untersuchen. Die FDP hatte sich zu früh auf den Ausschussvorsitz gefreut.

Baustellenzaun vor BER mit gelbem Schild: "Betreten der Baustelle verboten"

Politiker haften für das Vergeigen des BER? Nicht wirklich Foto: dpa

Jetzt kommt er also, der zweite Untersuchungsausschuss zum BER-Debakel. Am Donnerstag hat das Abgeordnetenhaus die Einsetzung beschlossen. Aber es ist nicht jenes Gremium, das die Fraktionen von CDU und FDP im Sinn hatten, als sie den Ausschuss im März beantragten. Ihr Ziel war es, inhaltlich nach vorn zu schauen, Kapazitätsfragen zu stellen und die bis 2020 geplante Fertigstellung des Pannenflughafens zu begleiten. Vor allem ging es den beiden Fraktionen darum, die Debatte über eine Offenhaltung des Flughafens Tegel – wofür die Berliner in einem nicht verbindlichen Volksentscheid 2017 gestimmt haben – im Parlament zu halten.

Das aber ist nicht die Aufgabe eines Untersuchungsausschusses. Er soll Zurückliegendes aufklären. Um die anderen Fragen anzugehen, hätte es die Form eines Sonderausschusses gegeben, wie er im Brandenburger Landtag existiert. Doch dem wiederum fehlen die fast schon staatsanwaltschaftlichen Befugnisse eines Untersuchungsausschusses. Und davon versprachen sich CDU und FDP mehr Durchschlagskraft.

Der wissenschaftliche Dienst des Abgeordnetenhauses bestätigte die rot-rot-grüne Koalition in ihrer Skepsis, dass der von der Opposition gewollte Fragenkatalog für den U-Ausschuss teilweise unzulässig war. Doch einen Rückzieher konnten CDU und FDP da nicht mehr machen.

Tatsächlich könnte zumindest für die Union der Ausschuss zum Eigentor werden. Denn die Frage, warum sich die Eröffnung des BER immer wieder verzögert hat und das Projekt teurer wurde, ist ja interessant. Aber die Union hat ja von 2011 bis 2016 mitregiert, saß im Flughafen-Aufsichtsrat und hätte Einfluss nehmen können.

Für die CDU könnte der Ausschuss zum Eigentor werden

Die FDP wiederum hat sich beim Ausschussvorsitz verkalkuliert: Die Liberalen gingen davon aus, dass der mit medienwirksamen Auftritten verbundene Posten an sie gehen würde. Wie sich schnell klärte, ist aber die SPD an der Reihe. Dass für die CDU Stefan Evers den stellvertretenden Vorsitz übernimmt, macht die Ausschussarbeit nicht leichter. Evers ist zwar der zentrale Mann der Christ­demokraten für das Thema BER, aber zugleich ihr Generalsekretär und damit qua Amt auf Krawall programmiert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.