Wassermarsch

Die Stiftung Warentest hat geurteilt: Billiges Mineralwasser ist oft besser als teure Markenware. Von den fünf besten kosteten die vier vom Discounter nur 13 Cent pro Liter, das Premiumprodukt 61 Cent. Zwischen den Zeilen empfehlen die Warentester aber Leitungswasser. Igitt, Leitungswasser! versus Ahhh, Leitungswasser!

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Der goldene Hahn

Leitungswasser ist frisch und gesund, es lässt sich entkalken, falls das ein Geschmacksproblem sein sollte, und auch mit Kohlensäure versetzen – und es kostet praktisch nichts. Und trotzdem kaufen so viele Menschen hierzulande Wasser in Flaschen. Was für ein Irrsinn.

So viele Menschen lassen sich von der Mineralwasserindustrie mit ihren sprudelnden wie durchsichtigen Heilsversprechen verführen. Oder sie gehen gar den Tafelwasserdealern auf den Leim, die in irgendeinem abgelegenen Gewerbegebiet einen Leitungswassermix in Flaschen füllen und über Hunderte Kilometer mit Lastwägen in die Supermärkte transportieren lassen, wo diese von vermeintlich ernährungsbewussten Konsument*innen für teures Geld gekauft, mit dem SUV nach Hause gefahren und in die Wohnung geschleppt werden.

Wie befreiend, dass man hierzulande nicht – wie in vielen anderen Weltgegenden – Wasser in Flaschen oder Kanistern kaufen muss, weil regelmäßig gar kein Wasser aus der Leitung kommt oder sich dann darin doch so viele Bakterien und Viren tummeln, dass selbst Schwimmbadchlor nicht dagegen ankommt. Was für ein Luxus, zu Hause einfach den Hahn aufdrehen zu können. Sebastian Erb

Nicht ohne meine Flasche

Morgens nach dem Aufstehen, mittags, wenn die Müdigkeit einen in die Tiefe zieht, oder wenn Angst einem die Kehle trocknet: Wasser hilft. Viel Wasser. Wasser macht alles wieder geschmeidig. Hirn, Herz und Hoffnung. Wenn es das richtige Wasser ist. Flaschenwasser. Nur beim Flaschenwasser kann man beherzt lostrinken. Es ist seidig, weich, es dringt, so fühlt es sich an, sofort in jede dürstende Zelle. Man muss nicht absetzen, es durchströmt einen wie Sonnenlicht, wie Liebe, wie ein guter Bass. Ein halber Liter auf Ex erfrischt für Stunden.

Wasser ist Wasser, sagen viele, warum also kein Leitungswasser? Das gibt es quasi umsonst überall, man muss es nur trinken. Die Qualität, heißt es immer, ist, zumindest in Deutschland, nicht schlechter als beim Flaschenwasser.

Aber was heißt schon Qualität? Mit das sauberste Wasser kommt hierzulande wohl in Alpennähe aus dem Hahn, trotzdem ist es gerade da besonders scheußlich. Der Kalkgehalt wirkt wie ein Trinkstopper. Das pudrige Gefühl im Mund – puh, es macht noch durstiger, als man eh schon ist, aber mehr trinken hilft natürlich nicht. Ein ähnlicher Effekt wie beim Sprudelwasser. Man kann daran nur vornehm nippen. Nichts für mich. Ariane Lemme