Hauptsache, alles unter Kontrolle im deutschen Team

Von Hanna Voß

Oliver Bierhoff hatte sich für die Pressekonferenz am Mittwochmittag in Sotschi offenbar eine Taktik zurechtgelegt, die in etwa so funktionierte: etwas sagen, das genau so gemeint ist, gleichzeitig aber betonen, dass man das Suggerierte keinesfalls sagen möchte. Ein Beispiel: Auf die Frage eines Reporters, was der Wechsel vom ungeliebten Moskauer Quartier ins sonnige Sotschi mit der Mannschaft mache, erklärte Bierhoff, natürlich spielten „Licht und Wärme“ eine gewisse Rolle. „Ich befasse mich aber nicht damit, was passiert wäre, wenn wir die ganze Zeit hier gewesen wären.“

Wer so etwas sagt, hat sich natürlich sehr wohl schon einmal mit solchen Gedanken befasst. Gedanken wie: Hätte Deutschland das Auftaktspiel gegen Mexiko etwa nicht verloren, wenn man nicht im kargen und plattenbaureichen Moskau verweilen würde?

Noch keine Woche liegt das Mexiko-Spiel zurück, und doch hat sich längst so gut wie jeder, der selbst schon mal gegen einen Ball getreten oder darüber berichtet hat, zu dem blamablen 0:1 geäußert. Geläutert stellten sich in den vergangenen Tagen daher erst Manuel Neuer und gestern dann Bierhoff, Thomas Müller und Marco Reus der Presse. „Wir haben die Fähigkeiten, wir müssen sie nur abrufen“, sagte Bierhoff und mit Blick auf den nächsten Gegner aus Schweden: „Wenn wir unsere Qualitäten einbringen, ist es relativ egal, gegen wen wir spielen.“

Aus Sorge, dass das dem Weltmeister einmal mehr als Arroganz ausgelegt werden könnte, fügte Bierhoff noch flugs hinzu: „Aber nochmal, auch das wird kein Hurra-Spiel, es wird zäh, es wird ein Kampf.“

Sowohl Bierhoff als auch Müller kritisierten die persönlichen Angriffe auf einzelne Spieler, allen voran auf Mesut Özil. Kaum ein Spieler habe seine Fähigkeiten am Sonntag abgerufen, von jedem müsse nun im zweiten Vorrundenspiel eine Reaktion kommen. „Die Jungs wollen das“, so Bierhoff.

Ob er gegen Schweden von Anfang an spiele, wie „ganz Fußballdeutschland“ erwarte, wollte ein Reporter dann noch von Reus wissen, doch der Dortmunder entgegnete nur: „Da wissen Sie mehr als ich“; noch sei für den Bundestrainer alles offen.