Kritik des US-Präsidenten am Rohölpreis: Opec hat Angst vor Trumps Tweets

Die USA könnten das Kartell der Erdöl exportierenden Länder aushebeln – und missliebige Mitglieder verklagen. Sonst ist die Stimmung aktuell gut.

Eine Ölpumpe vor starkem Sonnenlicht

„Warum kostet das Fass Rohöl 86 Dollar?“, twitterte Trump. „Es ist nicht mehr wert als 30 Dollar.“ Foto: dpa

Der Opec könnte heftiger Ärger mit den Vereinigten Staaten bevorstehen. Dort gewinnt eine alte Idee an Konjunktur, ein Gesetz namens Nopec. Das steht für „No Oil Producing and Exporting Cartels Act“, ein Gesetz gegen das Kartell der Öl produzierenden und exportierenden Länder. Seit Jahren wird es in den USA diskutiert, versandet aber bislang stets in den Ausschüssen des US-Kongresses. Seit vergangener Woche allerdings befasst er sich wieder mit dem Gesetz. Mit Donald Trump könnte es diesmal Ernst werden: „Warum kostet das Fass Rohöl 86 Dollar? Die Opec zockt uns ab. Es ist nicht mehr wert als 30 Dollar.“

Vor einigen Tagen wiederholte er seine Kritik am Öl­kartell. Wenn die USA die Opec – die 30 bis 40 Prozent der globalen Ölmenge fördert – unter das Kartellrecht stellten, könnte die US-Regierung deren Mitglieder auf Schadensersatz verklagen. Ein schwer kalkulierbares Risiko für die zerstrittenen Länder. Sie müssen sich auf ihrem Treffen am Freitag und Samstag darauf einigen, ob sie ihre Fördermengen anheben, die sie 2017 nach einem gemeinsamen Beschluss gesenkt hatten.

Seitdem war der Ölpreis gestiegen, auf derzeit aktuell rund 73 Dollar pro Fass der Nordseesorte Brent. Saudi-Arabien und das mit der Opec assoziierte Russland wollen wieder mehr fördern. Sie haben sich hier offenbar gegen Iran, Venezuela und Irak durchgesetzt, die ihre Fördermengen nicht ohne Weiteres erhöhen können. Diskutiert wird eine Mengensteigerung von 1 Million Fass pro Tag. Insgesamt werden auf der Welt etwa 92 Millionen Fass Öl am Tag gefördert.

Viel deute auf eine moderate Anhebung der Fördermengen, so Energiemarkt-Experte Steffen Bukold. „Das Opec-Kartell verfolgt nicht zuletzt mit Sorgen die Anti-Kartell-Initiative im US-Kongress und die drohenden Tweets von Präsident Trump“, so Bukold. Die Wiener Konferenz sei von der Wirklichkeit teilweise überholt: „Tatsächlich wird schon jetzt etwas mehr gefördert“, so der Experte.

Frackingprojekte sind attraktiv

Auch in „unkonventionelle Projekte“ wird wieder mehr investiert: Laut einem Report des Thinktanks „Price of Oil“ ist nach dem Flautenjahr 2016 im vergangenen Jahr mit 115 Mil­liarden Dollar wieder mehr Geld in die Förderung aus Teersanden oder der Tiefsee geflossen. Demnach haben vor allem kanadische und US-amerikanische Banken und Finanzinvestoren fast 98 Milliarden Dollar in Teersandprojekte gesteckt, deutlich weniger in Tiefseeprojekte und in Förderprojekte in der Arktis.

Laut Energie-Experte Bukold sind auch Schieferöle interessant für die Unternehmen: Frackingprojekte sind attraktiv, weil sie schneller realisiert werden können.“ Sie spielen schneller Geld ein als aufwendige Tiefseebohrungen. Insgesamt, resümiert er, sei die Stimmung in der Ölbranche recht optimistisch.

Hans-Josef Fell, Energy Watch Group

Wer heute in fossile Energien investiert, versenkt Geld

Dabei stellen sich die Unternehmen langfristig auf künftig niedrigere Ölpreise ein. BP-Chef Bob Dudley etwa rechnete Anfang des Jahres mit 55 Dollar im Schnitt. „Weder die Debatte um Peak Oil noch die um Stranded Oil ist erledigt“, sagt Hans-Josef Fell von der „Energy Watch Group“. Peak Oil – das Überschreiten des Fördermaximums – sei in vielen Bohrfeldern erreicht; der Klimawandel zwinge Staaten und Firmen dazu, fossile Rohstoffe im Boden zu lassen – man spricht von „Stranded Oil“.

„Die erneuerbaren Energien werden immer billiger“, so Fell, „wer heute noch Milliarden in fossile Energien investiert, versenkt Geld.“ Befürchtungen über starke Preisschwankungen auf dem Ölmarkt durch ein mögliches Anti-Opec-Gesetz in den USA hält er für unnötig. „Der Einfluss der Opec auf den Markt wird überschätzt“, so Fell.

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