heute in bremen
: „Ein bisschen Schietwedder wäre gut“

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Kerstin Doty, 54, ist Sprecherin des Umweltbetriebs Bremen, Kulturwissenschaftlerin und liebt das Bremer Grün.

Interview Gareth Joswig

taz: Frau Doty, Bäume im Stadtgebiet leiden derzeit unter Trockenheit. Sollte man künftig in Bremen lieber Palmen und Kakteen pflanzen?

Kerstin Doty: Lieber nicht. Palmen und Kakteen sind nicht winterhart. In botanischen Gärten sind die auch immer nur in Kübeln.

Also ganz so weit ist der Klimawandel dann doch noch nicht?

Noch kommen wir gut mit den Stadtbäumen zurecht. Allerdings stellen wir uns auf Änderungen ein: Es wird heißer und trockener, deswegen pflanzen wir auch schon andere Baum­arten, die besser mit einem südeuropäischem Klima zurecht kommen: ungarische Eiche, Amberbäume und Gliditschien etwa.

Angesichts des ausbleibenden Regens fahren Sie schon durch die Gegend, um zu bewässern. Bei der Innenbehörde wurde sogar Nothilfe beantragt: Die Feuerwehr soll beim Gießen helfen. Gab es das schon einmal?

Vor sechs Jahren hatten wir schon mal so eine Periode. Seit Wochen ziehen wir los, um junge Bäume, die besonders von der Trockenheit bedroht sind, zu wässern. Aber selbst das reicht nicht mehr. Zum Glück helfen uns jetzt die freiwillige Feuerwehr und die SWB. Es ist toll, dass die Behörden so spontan einspringen.

Was können Bremer*innen selbst tun, um ihre Bäume zu retten?

Sie können junge Bäume gießen. Selbst zwei bis drei Eimer Wasser helfen schon. Das ist immer noch besser als nichts. Aber das Gros an Wasser muss natürlich von anderer Stelle kommen – ein junger Baum braucht 200 Liter pro Wässerung. Das sind keine haushaltsüblichen Mengen.

Sind schon Bäume an der Trockenheit gestorben?

Ich glaube nicht. Wir haben während der andauernden Trockenheit von Anfang an gewässert. Wenn überhaupt, sind wenige gestorben.

Anhaltende Trockenheit bedroht vor allem junge Bäume im Stadtgebiet: in Parks, auf Grünflächen und Baumscheiben – bis zum nächsten Regen

Inwiefern ändert sich die Stadt-Botanik durch den Klimawandel?

Bei Ziersträuchern und gärtnerischen Zierpflanzen sind keine signifikanten Veränderungen zu spüren. Bäume reagieren sensibler: Sie haben vielmehr Totholz in den Kronen, das wir herausschneiden müssen.

Wann kommt endlich Regen?

Keine Ahnung. Ich kann nur hoffen, dass es bald ist. Aber dann bitte kein Starkregen, denn sonst landet alles in der Kanalisation. Ein bisschen Schietwedder würde jetzt allen gut tun.