Ausmaß unklar

Nach antisemitischen Vorfällen äußert sich Schulleitung

Von Anna Klöpper

Auch zwei Tage nach Bekanntwerden des neuesten Vorfalls von Antisemitismus an einer Berliner Schule ist nicht klar, was genau an der Zehlendorfer John-F.-Kennedy-Schule passiert ist. Am Donnerstag hatte die Leitung der renommierten amerikanisch-deutschen Schule zur Pressekonferenz geladen. Doch Fragen nach dem Ausmaß der Vorfälle und der Motivation der TäterInnen blieben unbeantwortet. Klar ist indes: Es handelt sich, anders als bei anderen Vorfällen an Berliner Schulen in jüngster Zeit, nicht um muslimisch motivierten Antisemitismus. „Ein solcher Fall liegt hier nicht vor“, bestätigte Heike Waldschütz von der Schulaufsicht.

Am Dienstag hatte die Schule öffentlich gemacht, dass es in einer 9. Klasse über Wochen Übergriffe gegeben haben soll. Mehrere Jugendliche sollen einem jüdischen Mitschüler unter anderem Rauch aus einer E-Zigarette ins Gesicht geblasen haben, verbunden mit einer Anspielung an die Judenpogrome im Dritten Reich. Die Schulleitung betonte nun, sie habe erst Anfang Juni von den Vorfällen erfahren, obwohl der Schüler bereits länger gemobbt worden sei. Dabei ging es laut Schulaufsicht nicht nur um antisemitische, sondern auch um rassistische und homophobe Äußerungen. Unklar blieb, ob das Mobbing von Einzelnen ausging, die ganze Klasse oder gar mehrere Klassen beteiligt waren und was das Motiv war. Das Opfer ist seit Anfang Juni krankgeschrieben.

Kein Schulausschluss

Co-Schulleiter Steffen Schulz sagte, man habe nach Kenntnis der Vorfälle „mit allen Kräften ermittelt“ und unter anderem das Opfer und die Eltern zu einem „moderierten Gespräch“ in die Klasse eingeladen. Es habe auch eine polizeiliche Anzeige und eine Gewaltmeldung bei der Senatsbildungsverwaltung gegeben. Den Eltern des Opfers war das allerdings nicht genug: Offenbar wollten sie mit den Vorfällen an die Öffentlichkeit gehen, die Schule kam ihnen dann zuvor.

Über Konsequenzen für die beteiligten Schüler wollte sich die Schulleitung nicht äußern. Ein Schulausschluss stehe derzeit aber nicht zur Diskussion. Man wolle nun die „Kommunikationswege auf den Prüfstand“ stellen. Im kommenden Schuljahr soll es Workshops zum Umgang mit Diskriminierung für die LehrerInnen geben. Auch im Unterricht wolle man das Thema aufgreifen, eine Kooperation mit dem Jüdischen Forum für Demokratie und Antisemitismus sei geplant.

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, forderte ein bundesweites „niedrigschwelliges Meldewesen“ für Antisemitismusvorfälle. Die Vorfälle an der renommierten Schule zeigten, dass Antisemitismus an jeder Schulform und in jedem Milieu vorkomme.