Muslimische Normalität

Neue Studie über islamisches Gemeindeleben in Berlin veröffentlicht

In Berlin gibt es knapp 100 Moscheen und islamische Gebetsräume. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Senats über „Islamisches Gemeindeleben in Berlin“ hervor. Es sind etwa 20 mehr Moscheen als vor zwölf Jahren. 7 davon sind Moscheebauten, 91 zu Gebetsräumen umfunktionierte Räumlichkeiten. Gewachsen sei auch die Vielfalt der islamischen Gemeinden, sagte Riem Spielhaus vom Erlanger Zentrum für Islam und Recht in Europa (EZIRE), das die Untersuchung durchführte.

Schätzungen zufolge leben zwischen 250.000 und 300.000 Muslime in Berlin.

Bei der Verteilung der islamischen Gebetsräume gibt es auch 29 Jahre nach dem Mauerfall ein starkes West-Ost-Gefälle: Im Osten Berlins gibt es zwei Moscheen, in Pankow-Heinersdorf und in Mitte. Die anderen befinden sich im westlichen Teil der Stadt. Die meisten gibt es im Wedding mit 23, gefolgt von Neukölln mit 20 und Kreuzberg mit 16 Moscheen.

Zwei Drittel der Gemeinden sind in Verbänden organisiert. So gehören 17 Prozent der Islamischen Föderation, 15 Prozent der Islamischen Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden und 14 Prozent der türkischen Ditib an. Laut dem Berliner Verfassungsschutz gelten 4 der 98 Berliner Moscheen als salafistisch.

Einen Schwerpunkt ihrer zumeist ehrenamtlichen Tätigkeiten sehen die Gemeinden außer in der Seelsorge und Flüchtlingsarbeit in der Kinder- und Jugendarbeit, die sie auch als Präventionsarbeit verstehen, so Spielhaus: „Die Herstellung von Normalität eines muslimischen Alltags ist für die Gemeinden Präven­tions­arbeit.“

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sprach von einem beeindruckenden Engagement, das in den Gemeinden ehrenamtlich geleistet werde – nicht nur bei religiösen Dienstleistungen, sondern auch bei sozialen und gesellschaftspolitischen Angeboten, die der ganzen Stadt zugutekämen: „Ich wünsche mir, dass dieses Engagement stärker wahrgenommen wird.“ Für die Studie wurde etwa ein Drittel der knapp 100 islamischen Gemeinden befragt. (epd)