berlinmusik
: Kopfkino & Wohlklang

Jana Irmert ist eine dieser unsichtbaren Arbeiterinnen hinter den Kinofilm-Kulissen, ohne die das cineastische Gewerbe nicht könnte: Sie macht die Geräusche und die Soundeffekte zum Bewegtbild – etwa für Filme wie „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ (2017). Irmert, ausgebildet an der Filmuniversität Babelsberg, hat aber auch ein Soloprojekt, mit dem sie elektronisch erzeugte Soundscapes in Albumlänge veröffentlicht. Nachdem sie 2016 mit „End Of Absence“ debütierte, erscheint nun der Nachfolger, „Flood“.

Drei Stücke in 50 Minuten sind darauf zu hören, unwillkürlich schaltet sich das Kopfkino ein, und man hat Natur- oder eben Filmbilder vor Augen. Da brodelt und brummt es, da knistert und knurpst es, da grollt und grummelt es. Zwischendurch klingt es meditativ, dann wieder bedrohlich und düster wie in „The Sound of the Universe Spinning“, wo sogar der Ansatz eines Industrial Beats zu hören ist.

Ansonsten ist Rhythmus kein vorherrschendes Element, es geht eher um Klangflächen, die sich ineinander schieben. Dabei zuzuhören ist über weite Strecken genauso spannend wie ein Thriller oder Horrorschocker. Unbedingt in Dolby Surround hören.

Im Gegensatz zu Irmert arbeitet Masayoshi Fujita manuell – der japanische Musiker hat sich als Vibraphonist einen Namen gemacht und legt nach „Stories“ (2013) und „Apologues“ (2015) nun den dritten Teil einer Solo-Vibraphon-Reihe vor. „Book of Life“ heißt das Album. In den zehn Instrumentalstücken dominieren die warmen Klänge des Vibraphons, denen Fujita zum Teil Streicherparts hinzufügt; der Fokus liegt aber auf dem charakteristischen Klang seines Hauptinstruments.

Wer Masayoshi Fujita mal live sehen durfte, weiß, dass er gerne mit Materialien wie Ketten oder Folie experimentiert und sein Instrument präpariert, um den Klang zu variieren. Auf „Book of Life“ steht dagegen meist der reine, helle Klang des Instruments im Vordergrund. Man darf es als Einladung verstehen, den Sound des Vibraphons zu entdecken. Eine Einladung, der man im Fall von Fujita gerne folgt – auch wenn dem Album die Irritationsmomente und die Brüche weitestgehend fehlen.

Jens Uthoff

Jana Irmert: „Flood“ (Fabrique Records)

Masayoshi Fujita: „Book of Life“ (Erased Tapes/Indigo), erscheint am 27. 7., live: 25. 9., Silent Green