Die drei Hürden auf dem Weg zur Ausbildung

Unter den Flüchtlingen aus den acht Hauptherkunftsländern Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea, Iran, Nigeria, Pakistan und Somalia hat inzwischen etwa jeder Vierte einen Job, Tendenz steigend. Viele arbeiten allerdings in Helferjobs, als Küchenhelfer, Lagermitarbeiter oder in einer Reinigung. Die Wirtschaft sucht aber dringend Fachkräfte. Auf dem Weg in die Ausbildung gibt es für die Flüchtlinge jedoch drei Hürden: Aufenthaltsstatus, Sprachprobleme, schulische Voraussetzungen.

Wer anerkannter Flüchtling ist, benötigt keine Erlaubnis der Ausländerbehörde für eine Ausbildung, Geflüchtete mit Duldung brauch sie allerdings schon. Zwei Drittel der Geflüchteten haben einen Schulabschluss. Oft aber reicht das Bildungsniveau dennoch nicht, und der Mittlere Schulabschluss muss nachgeholt werden. In Krisenländern war zudem oft gar kein durchgehender Schulbesuch möglich.

Die größte Hürde ist das Sprachproblem: Um eine Berufsausbildung beginnen zu dürfen, benötigt man deutsche Sprachkenntnisse mindestens im Niveau B2, da jede duale Ausbildung auch den begleitenden Besuch einer Berufsschule mit Prüfung einschließt. Die Lehrbücher mit vielen Fachausdrücken müssen verstanden werden, das ist eine hohe Hürde.

Flüchtlinge absolvieren daher in der Regel zuerst Sprachkurse und berufsvorbereitende Maßnahmen. Bewährt haben sich die berufsvorbereitenden Klassen für Geflüchtete, die manche Berufsschulen anbieten. Die jungen Leute lernen dort Deutsch, machen Betriebspraktika und erwerben dann den Mittleren Schulabschluss. Wer dies schafft, kann danach eine normale, meist dreijährige Ausbildung in einem Betrieb beginnen.

Im vergangenen Jahr befanden sich 27.000 aus den acht Hauptherkunftsländern Geflüchtete in Deutschland in einer normalen Berufssausbildung. Tendenz steigend. 7.000 junge Leute mit Fluchthintergrund nahmen an sogenannten Einstiegsqualifizierungen teil. Hinzu kommen einige Zehntausend Menschen in sehr unterschiedlichen Qualifizierungsprojekten, etwa der Altenpflegehilfe, die auch in normale Berufsausbildungen münden können.

Um ein Studium in Deutschland beginnen zu können, muss man eine Hochschulzugangsberechtigung und in Tests das Niveau C2, also ein sehr hohes Sprachniveau, nachweisen. Dies erfordert oft eine lange Vorbereitungszeit. Mehr als 2.900 Flüchtlinge ­haben sich laut einer Umfrage der Hochschulrektorenkonferenz zum Wintersemester 2017/2018 an deutschen Hochschulen neu immatrikuliert.

Ein Problem ist die Kompatibilität der Berufsbildungssysteme. In Syrien beispielsweise lernen viele Beschäftigte eine handwerkliche Tätigkeit „on the job“, also in der Praxis, ohne Berufsschule oder Zertifikate. In Deutschland lässt sich das dann so nicht weiterführen. In einer Umfrage unter Geflüchteten im Jahre 2016 gaben zwei Drittel der Befragten an, im Herkunftsland einem bezahlten Arbeit nachgegangen zu sein. Viele wollen in Deutschland so schnell wie möglich arbeiten und Geld verdienen, verzichten dann auf den langen Ausbildungsweg und akzeptieren Helferjobs. Barbara Dribbusch