wortwechsel
: Und heute: Vermischtes, Verschiedenes, Varia

Zu der Reportage über das Leben mit einem Kind mit Downsyndrom, dem ungelösten Streit über Israel, europäischer Batterieproduktion und der Morallosigkeit in der Politik

Eigentlich ein ganz normales Kind : Dario Foto: Bernd Hartung

Es muss sich was ändern

Dario lebt“, taz vom 18. 7. 18

Ganz herzlichen Dank für die heutige Schlagzeile und den Bericht dazu. Sie haben mir eine große Freude damit gemacht. Ein Leben mit einem Kind wie Dario bedeutet nicht das Ende der Welt, sondern ist absolut lebenswert.

Vielleicht steht es mir nicht zu, dies zu sagen, da meine Kinder nicht davon betroffen sind, und ich weiß, dass es auch schwerere Fälle gibt, in denen die Betreuung äußerst schwierig ist. Ich möchte auch niemanden verurteilen, der sich dagegen entscheidet. Aber es muss sich dringend etwas ändern in der Gesellschaft und vor allem bei den Gynäkologen!

Als ich mit 37 Jahren endlich schwanger war und ich mit Tränen in den Augen auf das Ultraschallbild schaute, wurde dieses Glücksgefühl sofort vom Arzt eingedämmt, da sich das restliche Gespräch nur noch darum drehte, wie hoch bei mir die Wahrscheinlichkeit ist, dass bei meinem Kind eine Trisomie 21 auftreten könnte. Nach dem dritten Termin habe ich dem Arzt gesagt, dass er es bitte unterlassen soll, mich ständig darauf aufmerksam zu machen, da ich das Kind sowieso bekommen würde und die Untersuchung (damals noch Fruchtwasseruntersuchung) mein Kind auch gefährde. Er meinte daraufhin, dass er sich juristisch absichern müsse. Er wollte nicht verklagt werden.

Wenn mehr Kinder wie Dario leben dürften, wäre der Umgang mit der Krankenkasse und der Behörde sicher auch deutlich einfacher. Man wäre nämlich dann kein „Einzelfall“ mehr. Silvia Arends, Münster

Ein wirklicher Held

„Ludwig Baumann gab Deserteuren des Zweiten Weltkriegs ihre Würde zurück“, taz vom 18. 7. 18

Friederike Gräff hat Befreiendes geschrieben. Der Deserteur Ludwig Baumann war einer der wirklichen Helden. Denkmäler für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer brauchen wir! Denkmäler für im Krieg gefallene Soldaten sind überflüssig, denn auch ein zum Töten verführter Soldat ist für die Folgen seiner Taten verantwortlich. Niemand kann ihm diese Verantwortung abnehmen. Krieg ist keine Notwehr, denn über Notwehr kann nur ich entscheiden, und das freiwillig.

Der Kriegswahn ist doch so einfach zu durchschauen. Kriege, auch Verteidigungskriege, sind doch nur eine Geschäftsform. Die Verursacher von Kriegen sind Menschen, die an Kriegen Geld verdienen (zum Beispiel die Rüstungindus­trie, die von Kriegen lebt). Außerdem Menschen, die sich (egal in welcher Form) an Kriegen beteiligen. Und Menschen, die Religionen für Kriegszwecke missbrauchen. Volker Freiesleben, Köln

Volle Vera…ung

Fahrverbot in Stuttgart“, taz vom 12. 7. 18

Es gibt keine Schallschutzwand gegen Feinpartikel, sondern eine Mooswand wurde angebracht, und zwar in der Nähe eines Messgeräts.

Dadurch werden Partikel gebunden, und so misst dieses einen etwas niedrigeren Wert. Ein paar Meter weiter sieht es dann schon wieder anders aus, aber da steht kein Messgerät! Volle Vera…ung für schlappe 500.000 Euro.

Manuela Kunkel, Stuttgart

Viele Batterien

Mittendrin die chinesische ­Batteriefabrik“, taz vom 10. 7. 18

Die erste Batterieproduktionsstätte in Europa? Wohl kaum. Die Firma Northvolt plant eine Fabrik in Skellefteå, Nordschweden, zu bauen, mit Baubeginn in der zweiten Hälfte 2018. Siemens investierte 10 Millionen Euro. VWs Tochter Scania ist nicht nur der erste Kunde, sondern will auch 10 Millionen Euro in das 4-Milliarden-Projekt investieren. Die Schwedische Energie-Agentur will die Pilotlinie, Northvolt Labs, in Västerås mit einer Förderung von 146 Millionen Kronen unterstützen. Siemens liefert Automatisierungs- und Digitalisierungstechnik nicht nur für Northvolt, sondern auch für das Start-up Uniti, das zusammen mit der Universität Lund in Schweden das selbstfahrende Elektroauto „Kepler Pod“ entwickelte.

Außerdem kaufte 2016 die französische Erdölfirma Total SA den Akkuhersteller Saft Groupe S. A. Saft will zusammen mit der belgischen Chemiefirma Solvay, mit der Batteriezellen-Ausrüstungsfirma Manz AG und der Siemens AG Lithium-­Ionen-Batterien bauen.

In der Zwischenzeit soll der koreanische Hersteller LG Chem bis 2022 mehrere Hundert Millionen Batteriezellen an die deutsche Firma BMZ Batterie-Montage-Zentrum in Karlstein am Main liefern. Er will damit die Versorgungssicherheit für seine Lithium-Ionen-Produkte sicherstellen. LG Chem eröffnete 2017 eine Batteriefabrik für Elektroautos in Wrocław, ­Polen, sie soll 100.000 Batterien/Jahr ­produzieren.

Daimler hat Pläne für eine Batterie­fabrik in Kamenz, Sachsen, mit dem Namen Deutsche ACCUmotive angekündigt. Der koreanische Hersteller SK ­Innovation, dessen Großkunde Mercedes-Benz ist, hat angekündigt, eine Batteriefabrik mit Kapazität von 7,5 GW/Jahr in Ungarn zu bauen. Die asiatischen Batteriehersteller sind längst in der EU, hauptsächlich in Osteuropa. Ist das nicht das, was die Chinesen erreichen wollen, dass die EU-Länder miteinander konkurrieren, anstatt zusammenzuarbeiten? Igor Fodor, München

Rohe Sprache

„Alles andere als überraschend“, taz vom 19. 7. 18

Lieber Herr Hillenbrand, Sie haben mit Ihrer Kritik an der Vermischung der Rede über die Schoah mit aktueller Kritik an israelischer Regierungspolitik recht. Ihre Aufforderung, sich auch mit Verletzungen der Menschenrechte in China oder anderswo zu beschäftigen, ist ebenso richtig: Die Menschenrechte haben universelle Geltung, kein Land ist also ausgeschlossen. So weit, so gut. Was ich aber nicht akzeptieren kann, ist Ihr sprachlicher Durchbruch in rohe Sprache, auch Ihre reservatio mentalis „auf gut Deutsch gesagt“ macht die Sache nicht besser. Das „einfach mal die Fresse halten“ ist unästhetisch und gehört nicht auf die erste Seite einer der Aufklärung verpflichteten guten und bürgerlichen Zeitung, das ist nämlich die taz, auch wenn Sie es noch gar nicht wissen. Rainald Simon, Amöneburg

Ich muss weinen

„Alles andere als überraschend“, taz vom 19. 7. 18

Wie ist der Staat Israel entstanden? Wo und wie leben die Menschen, die vor 1948 dort lebten? Wo und wie leben sie jetzt?

Das soll keinen Terror rechtfertigen, aber nicht alle Palästinenser sind auf Terror aus. Viele wünschen sich, in kooperativem Zusammenleben mit den Israelis eine Zweistaatenlösung. Diesen Menschen, die dies unterstützen, irgendwie Antisemitismus zu unterstellen, ist absurd! Ich muss weinen, wenn mir ein Klaus Hillenbrand wegen meiner Gesinnung „Antisemitismus“ unterstellt. Michael Gleim, Lohfelden

Mit Verlaub …

„Alles andere als überraschend“, taz vom 19. 7. 18

Mit Verlaub, Herr Hillenbrand, aber eine solche Generalabrechnung mit taz-Leserinnen hat auf der Titelseite nichts zu suchen. So etwas ist für mich Missbrauch eines redaktionellen Heimvorteils.

Hildegard Meier, Köln

Bitterer Nachgeschmack

„Ein Schlag ins Gesicht der Rechten“, Kommentar zur WM, taz vom 17. 7. 18

Überschrift okay, Schreibe prima, Inhalt sehr gut. Doch leider kompromittiert sich der Kommentator Jan Feddersen selbst, und seine Aussagen bekommen einen bitteren Nachgeschmack. Es ist richtig und wichtig, sich laut gegen rassistische und populistische Ansichten zu positionieren. Doch bitte nicht auf dem sprachlichen Niveau der Kritisierten: also kein „Schlag in die Fresse“, sondern lassen Sie es bei „Ein Schlag ins Gesicht der Rechten“.

Ruth Messer, Korb