Thomas Mauch
hört auf den Sound der Stadt
:

Dass es in der Welt doch manchmal an Gerechtigkeit fehlt, dafür gibt es auch musikalische Belege, bitte sehr: Alle, die sich sogar nur peripher für den Pop interessieren, sind zum Beispiel mit dem „Sgt. Pepper“-Album der Beatles vertraut, sie kennen die „Pet Sounds“ der Beach Boys, während selbst ausgemachte Beat-Fans manchmal bei „Odessey and Oracle“ stutzen. Und zwar keineswegs deswegen, weil sie über den Schreibfehler im Titel stolpern würden, das „e“ zu viel in Odyssey, das der Coverdesigner verbockt hat. Sondern weil man das Album oft genug gar nicht kennt.

Dabei handelt es sich bei „Odessey and Oracle“ von den Zombies unbedingt um ein Meisterwerk. Wäre die Welt eine gerechte, würde es bei der Rückschau auf die Sechziger immer im selben Atemzug mit dem „Sgt. Pepper“ und den „Pet Sounds“ genannt werden müssen.

Erschienen ist das Album Anfang 1968, und da hatte sich die britische Band wegen anhaltender Erfolgslosigkeit bereits aufgelöst. Auch „Odessey and Oracle“ verkaufte sich anfänglich enttäuschend schlecht, wenigstens das ausgekoppelte „Time of the Season“ aber wurde verspätet und über Umwege noch ein mittelprächtiger Hit, und inzwischen ist man doch der Meinung, dass das Album als Ganzes als Klassiker zu gelten hat, weswegen es nun bei den verschiedenen Listen der besten Alben aller Zeiten wenigstens in den mittleren Rängen geführt wird.

Wenn man selbst mal reinhorcht in „Odessey and Oracle“, wird man sogar feststellen, dass das mit dem euphorisierenden Pop und den feinen psychedelischen Spuren allemal zu einem der Spitzenplätze bei seinen privaten Lieblingslisten reichen kann. Alle zwölf Lieder rundherum anrührend und eigentlich perfekt. Großer Pop.

Den man sich am Sonntag sogar von den Zombies selbst präsentieren lassen kann, wenn die Band im Rahmen des Wassermusik-Festivals im Haus der Kulturen der Welt mit fast allen wesentlichen Originalmitgliedern „Odessey and Oracle“ spielt (John-Foster-Dulles-Allee 10, 19 Uhr, 18/14 €).

Bereits heute am Donnerstag hat man mit The Bugs, einem Duo aus Portland, Oregon, im Schokoladen einen schnell und heftig argumentierenden Garagen-Rock-’n’-Roll, der auch Punk mit dem Bubblegum-Pop-Herzen sein kann, jedenfalls ein Schrammeln und Stampfen, fröhlich hüpfend, unbedingt was für Half-Japanese-Fans (Ackerstr. 169, 19 Uhr), und am Mittwoch findet sich zur Eröffnung des „A L’Arme!“-Festivals im Radialsystem mit Laurie Anderson und Bill Laswell musikalische Prominenz ein (Holzmarktstr. 33, 19 Uhr, 42/30 €).