heute in bremen
: „Mein Konzert wurde von der Polizei geräumt“

Foto: Alexander Gonschior

Shekib Mosadeq, 36, ist Musiker aus Afghanistan. 2010 musste er aufgrund seiner Musik von dort fliehen.

Interview Florian Maier

taz: Herr Mosadeq, wie waren Ihre Anfänge als Musiker?

Shekib Mosadeq: Ich habe in Afghanistan angefangen, Musik zu machen, nachdem die Taliban das Land unter Kontrolle hatten. Ich musste immer im Keller spielen, damit das niemand mitbekommt. Anfangs hab ich auch nur harmlosen Pop gemacht. Ab 2006 aber auch kritische Musik wie Rock und Blues – das war komplett neu in Afghanistan. Genau deswegen musste ich dann 2010 das Land verlassen.

Sind Sie dann nach Deutschland geflohen?

Ja, ich habe Afghanistan verlassen und bin über die Türkei und Griechenland nach 2011 in Deutschland angekommen.

Und Ihre Familie?

Die konnte ich zum Glück mitnehmen. Meine Familie, auch meine Eltern, sind mittlerweile in Deutschland.

Wie sieht es mit Ihrer ehemaligen Band aus?

Mit denen stehe ich gerade leider nicht so viel in Kontakt.

Gab es in Deutschland für Sie als Musiker viel Unterstützung?

Musiker zu sein bedeutet leider auch oft, Geldprobleme zu haben. Es ist schwer, mit Musik erfolgreich zu sein. Auch in Deutschland war es schwer, und ist es manchmal immer noch. Aber mein Ziel ist eine bessere Welt. Da kann man Geldprobleme in Kauf nehmen.

Konzert und Gespräch mit Shekib Mosadeq: Kommunikationszentrum Paradox, 19 Uhr, Bernhardstraße 12

Waren Sie seit 2011 wieder in Afghanistan?

2013 war ich nochmal dort und wollte auch ein Konzert in Kabul spielen. Allerdings haben einige Religionsführer das verboten. Das Konzert wurde dann von der Polizei gewaltsam geräumt. Als ich weitere Konzerte oder Aktionen in Afghanistan geben wollte, gab es immer Probleme mit den Herrschern. 2015 versuchte ich es noch einmal, aber da war es anders: Es gab keine besonderen Zwischenfälle. Allerdings erhielt ich im Laufe der nächsten Wochen Drohungen, weshalb ich das Land wieder verlassen musste.

Heute ist ein Konzert und Gespräch geplant. Können Sie schon etwas über den Abend verraten?

Es wird hauptsächlich Musik von mir geben. Ich singe ja auf Persisch, aber es ist auch wichtig, meine Texte zu verstehen, da es sich ja auch um kritische Musik handelt. Ich habe alle Texte von mir auch ins Deutsche übersetzt und eine Schauspielerin wird diese vortragen. So können wir darüber diskutieren.