Charlotte Köhler
Mitarbeiter der Woche
: Sacha Baron Cohen

Illustration: Inga Israel

Zehn Jahre nach seinen Auftritten als „Borat“, ist er nun zurück: der britische Comedian Sacha Baron Cohen. „Who is America?“ heißt seine neue Show, in der er erneut in verschiedene Rollen schlüpft und sich US-amerikanische Politiker vorknöpft, um sie vorzuführen. Viele Medien rezensierten die Sendung wenig begeistert – und doch sorgte sie nun für den Rücktritt eines republikanischen Abgeordneten.

Eben dieser Jason Spencer aus Georgia entblößte seinen Hintern, schrie das N-Wort herum und machte sich auch darüber hinaus zum Affen – in dem Glauben, sich mitten in einem Anti-Terror-Training zu befinden. Eine Falle, in die ihn Cohen gelockt hatte, verkleidet als israelischer Terrorexperte „Erran Morad“. Die Silikonmaske, die er trägt, sieht so unnatürlich aus, dass man sich kaum vorstellen kann, dass irgendjemand darauf hereinfällt. Und doch funktioniert es: Spencer, der sich zuvor in öffentlichen Debatten für ein Burkaverbot eingesetzt hat, lässt sich für die Sendung sogar überzeugen, einer Frau mit einem Selfiestick unter die Burka zu filmen. Spencer entschuldigte sich danach schnell via Twitter. Doch zu spät: Parteifreunde forderten Spencer zum Rücktritt auf – und er gab nach.

Dererlei Entlarvung zu provozieren, indem er sich in zahllose Kunstfiguren verwandelt – das hat der gebürtige Brite Cohen zu seiner Spezialität gemacht. Anfangs trat er als Wannabe-Gangsterrapper Ali G. auf, berühmt wurde er später mit der Kunstfigur des kasachischen Journalisten „Borat“ und seiner Filmrolle als homosexueller österreichischer „Brüno“. Unzählige gingen dem auf den Leim.

Cohens Masche mag nicht jedermanns Sache sein – doch auch in der neuen Show funktioniert die Entlarvung nach wie vor: Wer dachte, dass ihn nach Trumps Tiraden nichts mehr wundern würde, hat sich getäuscht. Doch gerade das kritisieren viele Medien. In Zeiten von Trumps Präsidentschaft würde der „Borat“-Humor nicht mehr funktionieren, zu furchterregend seien diese Zeiten. Aber genau das ist die Satire: zu zeigen, wie brisant und furchterregend die Dinge sind. Satire ist unbequem, genau wie Cohen selbst. Er versteht sein Handwerk, Leuten auf die Füße zu treten und für Unbehagen zu sorgen.

Und das zeigt Wirkung. Rücktritte und öffentliche Stellungnahmen jener, die ihm auf den Leim gingen, sind die Folge. Diese bringen den Verwandlungskünstler und seine Show nur noch weiter ins öffentliche Gespräch. Er ist wieder da: Sacha Baron Cohen.