Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um
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Die Skulpturen von Iza Tarasewiczgleichen in ihrer filigranen Beschaffenheit Spinnennetzen, nur sind sie größer dimensioniert. Bei Gregor Pod­narhängen sie von der Decke. Es sind aus Stahl und Messing, Drähten und Seilen miteinander verzwirbelte Strukturen, die wie zufällig zusammengefügt wirken, in Wirklichkeit jedoch auf komplexen Überlegungen der Künstlerin beruhen. Tarasewicz beschäftigt sich seit Längerem mit der Chaostheorie und der unendlichen Varianz geschlossener Systeme, seit einer Künstlerresidenz in Tiflis unter anderem am Beispiel des Schachspiels. So beziehen sich etwa die beiden Skulpturen „Deep Blue“ auf die Partien zwischen Garry Kasparov und dem IBM Supercomputer. Andere beruhen auf astronomischen Konstellationen oder weiteren historischen Schachzugfolgen. Ob der Zusammenhang zwischen Astronomie und Schach tatsächlich besteht? Ein Schachhistoriker äußerte sich in einem Interview mit der Künstlerin entsprechend. Die Vorstellung immerhin ist faszinierend (bis 8. 9., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Lindenstr. 35).

Chaotisch wirkt auch das Sammelsurium an Skulpturen, die Michel François bei Carlier Gebauer arrangierte. Sie sind Alltagsobjekten nachempfunden, eine Zigarette ist dabei, ein Fußball, diverse Briefumschläge und eine Gefängnistür, mal etwas größer, mal etwas kleiner als in der Realität, stets jedoch ordentlich abgenutzt oder halb zerstört. Wie das zu verstehen ist? Bereits im Titel „Une Heterotopie“ nimmt François Bezug auf Michel Foucaults Begriff der Heterotopien, der Gegenwelten also, die nach eigenen Regeln funktionieren. François hat solche offenbar an Orten irgendwo zwischen Rajasthan und Rotterdam gefunden und dort eine Mehrkanalvideoarbeit aufgenommen, auf dem unter anderem ein Mann vor einer befahrenen Straße einen Fußball balanciert und ein anderer im Anstaltsflur Kleidungsstücke präsentiert (bis 15. 9., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Markgrafenstr. 67).

Andere Formen von Gegenwelten begegnen einem in der Ausstellung „en Route“ von Silvia Lorenz und Peter Pilz, etwa einem betrunkener Mond, zusammengesetzt aus Flaschendeckeln aus Metall (Silvia Lorenz, „drunk moon (Vollmond), oder einem Dörfchen aus fensterlosen Lehmhütten von Peter Pilz, das den verheißungsvollen Titel „El Dorado“ trägt. Beide Künstler haben eine Vorliebe für einfachste Materialien. Lorenz findet ihre auf Schrottplätzen und der Straße, Pilz formt seine archaisch anmutenden Gebilde mit Vorliebe aus Lehm, Eisen und Beton. Könnte es besser passen, dass sie im Ausstellungsraum der IG Metall ausstellen? (bis 10. 8., Mo.–Do. 9–18, Fr. 9–13.30 Uhr, Alte Jakobstr. 149).