heute in hamburg
: „Die Farbigkeit erinnert an Rembrandt“

Foto: Sven Gordon Williams

Anne Simone Krüger, 32, ist Kunsthistorikerin und kuratierte die Ausstellung „Sebastian Menzke – Rising“.

Interview Yasemin Fusco

taz: Was ist das Besondere an der Kunst von Sebastian Menzke?

Anne Simone Krüger: Das Besondere ist, dass er in verschiedenen Varianten der Frage nachgeht, wie Licht im Bild dargestellt werden kann und dabei neue Ausdrucksweisen findet.

Welches Material verarbeitet er in seinen Werken?

Sebastian Menzke kommt ursprünglich aus der klassischen Malerei. Es werden auch klassische Bilder in Öl auf Leinwand von ihm ausgestellt. Er ist in seinem Schaffen aber sehr vielfältig. Für die jetzige Ausstellung hat er für einige Bilder Epoxidharz benutzt, welches er bis zu fünf Zentimeter dick aufträgt. Dieses Harz ist transparent, lässt die Betrachter bis auf den Bildgrund schauen, wodurch die Arbeiten eine enorme Tiefe erhalten.

Sind Menzkes Lichtspiele assoziativ oder zufällig entstanden?

Die Lichtspiele geschehen auf mehreren Ebenen. Für uns als Betrachter ändert sich der Lichteinfall mit unserem Standpunkt vor dem Bild. Die Lichtspiele entstehen durch die Reflexionen auf der glänzenden Bildoberfläche. Für den Künstler kommt auch der Zufall ins Spiel, da das Verhalten des Harzes während des Arbeitsprozesses nur bedingt vorhersehbar ist.

Seine Bilder wirken sehr auratisch.

Es gibt Bilder mit Figurationen, die immer wieder auftauchen, und dann gibt es Bilder, die völlig abstrakt sind. Seine Farbigkeit und sein Spiel mit dem Licht wirken so auratisch, weil das Material in seiner Eigenschaft, immer auch den Zufall einzubeziehen, die Kunstwerke zu unwiederholbaren Werken macht.

Ausstellungseröffnung: „Sebastian Menzke – Rising“, 19 Uhr, Verlag Gudberg Nerger, Poolstraße 8

Haben Menzkes Bilder eine besondere Emotionalität?

Wie bei jedem Künstler spielen Erfahrungen eine große Rolle. Viele Bilder entstehen aber dadurch, dass der Künstler sich formale Fragen stellt, was beispielsweise mit der Farbigkeit passieren soll oder wie eine harmonische Komposition entsteht.

Gibt es Anlehnungen an andere Künstler in Menzkes Bildern?

Es gibt in einigen Bildern Zitate aus der Kunstgeschichte. Manche figurativen Elemente erinnern an die niederländische Malerei des 18. Jahrhunderts. Die starken Hell-Dunkel-Kon­traste sind dem Chiaroscuro eines Caravaggio entnommen. Die Farbigkeit erinnert dagegen manchmal an Rembrandt. Aus all diesen Inspirationen erschafft Sebastian Menzke jedoch etwas ganz Neues, Eigenes.