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: Baustellenvogel Haubenlerche

„Trüdiriti – das ist mein Industriegebiet“, so singt die Hauben­lercheFoto: Artemy Voikhansky/wikicommons

Sie ist der Alptraum für Bauherren. Die Haubenlerche (Galerida cristata) steht auf der Roten Liste für bedrohte Arten in der Kategorie eins: vom Aussterben bedroht. Sie und ihr Lebensraum sind unbedingt zu schützen – doof nur, dass sie gern auf Baustellen nistet. Die Haubenlerche mag Sandflächen und Lehmböden, trockenes Grasland, Betonbauten und Industriegebiete. Man nennt sie auch den Baustellenvogel.

Zuletzt hatten zwei Haubenlerchen-Pärchen den Bau des 80 Millionen Euro schweren Audimax auf dem Lüneburger Universitätscampus gefährdet. Wobei – so sehr störten die Bau- und Uniherren sich dann doch nicht am Artenschutz und ließen die Pärchen zwangsräumen. Sie wurden auf einen Flugplatz umgesiedelt.

Das 18 Zentimeter große und 45 Gramm leichte Tierchen ist in unauffälligen Brauntönen gefärbt und von gedrungener Gestalt. Seinen Namen trägt es wegen seiner Irokesenschnitt-artigen Frisur, die man, etwas altertümlich, auch als Federhaube bezeichnen könnte. Ihr Gesang ist melodisch: „Trüdiriti“, oder so ähnlich, könnte man ihn ins Deutsche übersetzen.

Seit den 80er- und 90er-Jahren ist der Bestand des zarten Vögelchens, das auch in Asien und Nordafrika vorkommt, in Europa stark eingebrochen. 1985 zählten Ornithologen in Niedersachsen noch 750 Brutpaare. Aktuell kann man die Reviere, in denen sie pärchenweise, aber nie im Schwarm leben, einzeln aufzählen:

Im Landkreis Gifhorn gab es 2016 noch zwei Reviere, in Hildesheim zwei bis drei, in Lüchow-Dannenberg eines, in Lüneburg maximal fünf und in Uelzen fünf bis sechs. Die Pärchen halten sich die Treue, aber aus Mangel an Partner*innen gibt es einige Junggesell*innen. Aus Bremen und Hamburg ist die Haubenlerche bereits verschwunden.

Riot kann nicht nur die Antifa: Die taz nord stellt in loser Folge Unerschrockene aus dem Tierreich vor, die sich menschlichen Bauvorhaben in den Weg gestellt haben.

Dass es die Haubenlerche so schwer hat, liegt unter anderem am Nahrungsmangel: Sie folgt einer vogeltypischen Diät aus Gras- und Kräutersamen, Regenwürmern und anderem Krabbelgetier. Es fehlen ihr aber auch ungestörte Brutplätze und verwilderte Grundstücke. Einige Verluste verzeichnet die Population auch in kalten Wintern, denn die Haubenlerche ist im Gegensatz zu anderen Lerchenarten keine Migrantin, die im Winter gen Süden zieht, sondern bleibt ganzjährig in ihrem Brutgebiet. Katharina Schipkowski