Massenflucht von der Insel Lombok

Nach dem zweiten Erdbeben in einer Woche versuchen Einwohner und fast alle Touristen, die indonesische Ferieninsel zu verlassen

In- und ausländische Touristen sammeln sich am Strand der vorgelagerten Insel Gili Trawangan und warten auf ihre Evakuierung. Foto: AKBP. Dewa Wijaya, West Nusa Tenggara Marine Police/ap

Nach dem schweren Erdbeben auf der indonesischen Ferieninsel Lombok sind Tausende Menschen ohne Obdach und auf Hilfe angewiesen. Es mangele auch an sauberem Trinkwasser, da es zuletzt extrem trocken gewesen sei, teilte die Hilfsorganisation Oxfam mit. Dringend benötigt würden auch Lebensmittel, Medikamente, Abdeckplanen und Kleidung.

Laut Oxfam haben bisher mehr als 20.000 Menschen auf der Insel östlich von Bali in Notunterkünften Zuflucht gefunden. Tausende weitere müssten aber im Freien schlafen. Hunderte Touristen und Arbeiter saßen auf drei abgelegenen Inseln fest, wo es neben Stromausfällen auch zu Schäden an Hotels und Gästehäusern kam. Am Flughafen von Lombok harrten zudem Dutzende Urlauber aus, die die Insel verlassen wollen.

Am Sonntagabend hatte ein Erdbeben der Stärke 7,0 über den Norden von Lombok Tod und Zerstörung gebracht. Mindestens 105 Menschen kamen ums Leben. Die Zahl der Todesopfer dürfte laut Behörden noch steigen.

Inmitten von Tod und Chaos sorgte eine geglückte Rettung in einem Dorf für Hoffnung. Soldaten zogen einen Mann lebend aus Trümmern einer eingestürzten Moschee im Ort Lading-Lading. Er hatte in einer Kuhle unter dem flach gedrückten Dach des Gebäudes gelegen.

Später berichtete der Überlebende, rund 100 Gläubige seien in dem Gotteshaus versammelt gewesen, als es durch das Beben eingestürzt sei. Sie hätten in zwei Reihen mit jeweils 50 Menschen gebetet, sagte der sichtlich mitgenommene Muhamad Juanda. Zudem berichtete er vom Geschehen rund um das Erdbeben. „Bei der ersten Erschütterung blieb ich drinnen, doch die Erschütterung wurde stärker. Wir rollten umher und versuchten hinauszurennen. Als die Moschee einstürzte, war ich schon draußen.“

Am Dienstag ging der Einsatz an den Ruinen der Jabal-Nur-Moschee in Lading-Lading weiter. Ein Bagger schob Trümmer beiseite, Helfer nutzten auch anderes schweres Gerät. Ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde äußerte die Hoffnung, dass „viele“ Verschüttete gerettet werden könnten. Der Gemeindevorsteher schätzte anhand nicht abgeholter Habseligkeiten vor dem Moscheegelände, dass noch rund 30 Menschen eingeschlossen sein könnten. Erst am Montag waren zwei Menschen aus den Trümmern gezogen worden, darunter eine Frau, wie ein Dorfbewohner berichtete. Doch seien auch drei Tote gefunden worden.

Erst am 29. Juli war Lombok von einem Beben erschüttert worden, das 16 Menschen in den Tod riss. Seitdem sind dort bereits Hilfsorganisationen aktiv, die ihre Arbeit jetzt verstärken wollen. Bei Indonesien, das am sogenannten pazifischen Feuerring liegt und 129 aktive Vulkane zählt, stoßen tektonische Platten aufeinander und sorgen immer wieder für Erdbeben. Eine jetzt zunächst erklärte Tsunamiwarnung wurden schnell wieder aufgehoben. (ap, afp, taz)