Ehemalige Justizsenatorin tot

Eva Leithäuser (SPD), die 1986 infolge des Skandals um „Mucki“ Pinzner zurücktrat, ist mit 92 gestorben

Schon damals machte sie sich dafür stark, dass Vergewaltigung in der Ehe kein „Kavaliersdelikt“ sei

Die frühere Hamburger Justizsenatorin Eva Leithäuser (SPD) ist tot. Sie starb bereits Ende Juni im Alter von 92 Jahren, wie am Samstag bekannt wurde.

Leithäuser, die zwischen 1979 und 1986 Chefin der Justizbehörde war, trat im Jahr 1986 zurück. Der Grund dafür war der Skandal um den Profi- und Kiez-killer Werner „Mucki“ Pinzner. Nach seiner Festnahme war es Pinzner, der damals nicht zum ersten Mal im Knast saß, gelungen, mithilfe seiner Frau eine Pistole in das Polizeipräsidium am Berliner Tor zu schmuggeln, wo er verhört werden sollte.

Unter den Augen seiner Bewacher erschoss er damit einen Staatsanwalt, seine Frau und anschließend sich selbst. Kurz darauf trat Leithäuser auf Drängen des damaligen Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi (SPD) zurück. Danach arbeitete sie als Richterin am Hamburger Verfassungsgericht.

Der Hamburger Senat hat die ehemalige Senatorin und Richterin jetzt in einer Traueranzeige im Hamburger Abendblatt gewürdigt. Dort bezeichnet er sie als „überzeugte Verfechterin demokratischer Prinzipien“, die sich vorbildlich für die Rechte und den Schutz von Frauen eingesetzt habe.

Die gebürtige Berlinerin, die nach dem Krieg Jura studierte, wurde 1975 als erste Frau mit dem Amt einer Oberpostpräsidentin in Hamburg betraut. In ihrer Amtszeit als Justizsenatorin setzte sich Leithäuser engagiert und unbeirrt von massiver Kritik der oppositionellen CDU für einen liberalen Strafvollzug und für eine Entlastung der Hamburger Gerichte ein.

Schon damals machte sie sich dafür stark, dass Vergewaltigung in der Ehe kein „Kavaliersdelikt“ sei. Sie forderte einen gesetzlichen Schutz der Opfer vor sexualisierten Übergriffen in der Ehe, sowie eine Bestrafung der Täter.

Die Trauerfeier für Leithäuser, die am 28. Juni starb, findet laut Anzeige ihrer Familie am 3. August in Berlin statt. (dpa)