Gesunde patriotische Einstellung

Die Ex-Freundin des Attentäters von Veddel belastet den Angeklagten erneut. Sie selbst sei nicht rechts

Die fände es schön, dass Schweden seine Schweden habe, Deutschland seine Deutschen – zu viel von außerhalb sei einfach zu viel. Aber rechts? Nein.

Die Ex-Freundin des Angeklagten, Zeugin

Von Andreas Speit

Kein Blick des Angeklagten ging zu der Zeugin, Stephan K. schaute am Donnerstag im Landgericht Hamburg stur an der Frau vorbei. K. ist der mutmaßliche Bombenattentäter von Veddel: Er wird beschuldigt, am 17. Dezember 2017 eine Nagelbombe am Bahnsteig gezündet zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord und das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vor.

Die Zeugin, die K.s Ex-Freundin und Mutter seiner zwei Kinder ist, hatte ihn bei einem vergangenen Verfahrenstermin schwer belastet. Sie hatte ausgesagt, ihr Ex-Freund habe mehrfach angekündigt, eine solche Bombe zünden zu wollen.

K. hat die Tat nicht in einem früheren Verhandlungstermin eingeräumt, behauptete jedoch, er habe mit der Aktion lediglich Leute erschrecken wollen. Ein Freund habe ihm die Böller, die zusammen mit 73 Montageschrauben in einer Tüte detoniert waren, geschenkt – von den Schrauben habe K. nichts gewusst, ließ er seinen Verteidiger damals vortragen. Am zweiten Verhandlungstag hatte seine Ex-Freundin dieser Schilderung vor Gericht widersprochen. Am Donnerstag nahm K.s Verteidiger sie nun in die Mangel.

Die Ex-Freundin wiederholte zwar, dass K. ihr gegenüber im Juni vergangenen Jahres angekündigt habe, eine Bombe zu zünden, sie sagte auch, dass K., als sie noch Kontakt hatten, ständig vom Krieg geredet und Adolf Hitler zitiert habe und wollte, dass die gemeinsamen Kinder den Umgang mit der Waffe für den angeblich bevorstehenden Krieg lernten.

Nicht mehr so sicher war sie bezüglich ihrer Aussage, all dies bereits vor längerer Zeit einer Sozialarbeiterin erzählt zu haben. Wohl aber, dass sie direkt nach dem Anschlag mit einem Polizeibeamten gesprochen hatte. Dieser hingegen konnte sich vor Gericht nicht mehr erinnern.

Die Ex-Freundin erklärte jedoch erneut, das sie dem Beamten am Telefon von der Absicht des Angeklagten erzählt habe und nun Angst um ihre Familie habe. Sie sagte außerdem aus, dass der Beamte daraufhin gesagt habe, man solle „das mit dem Böller“ nicht so aufbauschen.

In der rechten Skinheadszene habe die Zeugin K. über ihren Bruder kennengelernt, sagte sie. Sie habe K. äußerlich toll und sexuell attraktiv gefunden und Kinder von ihm haben wollen – ohne dass er sich jedoch groß in die Erziehung einmische. Rechts? Nein, das sei sie nicht mehr, antwortet sie dem Verteidiger. Früher sei sie auch mal bei der NPD mitmarschiert, heute hätte sie eine gesunde patriotische Einstellung. Gegen Ausländer habe sie nichts, aber jedes Land habe sein Volk, sie fände es schön, dass Schweden seine Schweden habe, Norwegen seine Norweger, Deutschland seine Deutschen – zu viel von außerhalb sei einfach zu viel.

Am 10. Verhandlungstag will K. sich erneut einlassen. Er war schon einmal verurteilt worden – vor 25 Jahren musste er für achteinhalb Jahren ins Gefängnis wegen der brutalen Ermordung Gustav Schneeclaus’, der Adolf Hitler als Verbrecher bezeichnet hatte.