Torben Becker
sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt
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Das wichtigste Ereignis dieser Woche sind die schimmernden Gegendemonstrationen zum geplanten rechtsextremen Heß-Gedenkmarscham Samstag in Spandau (Informationen zu den Gegenaktionen finden sich unten in unseren ausgewählten Bewegungsterminen). In den letzten Wochen fanden zahlreiche Vorbereitungen zu den geplanten Gegenprotesten statt. Das Resultat: Viele Bündnisse schlossen sich zur Organisation des Widerstandes zusammen, mehrere tausend Gegendemonstrant*innen werden dort erwartet und die Initiative „1-Cent-gegen-Nazis“sammelt für jede/n teilnehmende/n Rechtsextremist*in Geld für die Unterstützung der Seenotrettungen auf dem Mittelmeer.

Abseits der Proteste bewegt sich in der Hauptstadt vieles mehr: Beispielsweise wird nach den Voraussetzungen von Widerstand gefragt. Wie kommen Ideen aus den Büchern und Köpfen auf die Straße? Diese Diskussion ist insbesondere mit Hinblick auf die Ideen Karl Marx’ nicht neu. Die Frage bleibt: Welchen Einfluss haben seine Überlegungen auf unseren Alltag? Damit setzt sich das kürzlich erschienene Buch „Eine Welt zu gewinnen“ auseinander. Mit dessen Herausgeberin und Illustrator wird heute in der Junge Welt Ladengalerie die Gestaltung von Widerstand gegen ausbeuterische Kapitalverhältnisse diskutiert. Wie sehen Vorurteile und Realität des Marxismus gegenwärtig aus und welche Praxis kann daraus abgeleitet werden? (16. 8., Torstraße 6, 19 Uhr).

Wie handfeste Protestrealität abseits theoretischer Debatten aussehen kann, zeigt das ehrgeizige Engagement der Seebrücken-Bewegung. Ohne lange zu fackeln, organisierten sich Menschen auf den Straßen, um sich mit Geflüchteten zu solidarisieren und für die Öffnung sicherer Häfen zu demonstrieren, denn Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Dafür braucht es keine Theorie. Montags findet vor dem Roten Rathaus am Neptunbrunnen seit Ende Juli eine Mahnwache zur Entkriminalisierung von Seenotrettung und für offenen Grenzen statt (20. 8., Neptunbrunnen/Spandauer Str., 15.30 Uhr).

Auch in den Debatten über ausgrenzende Wohnraumpolitiken wird nach möglichen Auswegen aus rein theoretischen Debatten gesucht. Ob Vergesellschaftung und Enteignung angesichts nur schwer finanzierbarer Wohnungsmarktverhältnisse sinnvolle und ganz praktische Lösungen sein können, wird am Mittwoch mit Aktiven der Interventionistischen Linken, der Stadt-AG und Die Linke Charlottenburg-Wilmersdorf im Nachbarschaftszentrum Divan diskutiert (22. 8., Nehring­straße 8, 19 Uhr).