Schlafen im Schaufenster

KARLSRUHE taz | Viele meiner Freunde sind auf Wohnungssuche. Weil ich weiß, dass ich selbst auch in diese Situation kommen könnte, habe ich mich freiwillig für die Studentenwerkskampagne „Ein Dach gesucht“ gemeldet. Dafür sollten Studenten sechs Tage im Schaufenster eines Schreibwarenladens wohnen. Ich habe eine Nachtschicht übernommen. Ein komisches Gefühl, so exponiert im Bett zu liegen. Immer wieder haben Betrunkene gegen die Scheibe geklopft. Komisch war auch, dass der Sicherheitsdienst die ganze Nacht da war. Denn die Alarmanlage musste abgestellt werden, weil sie sonst bei unseren Bewegungen sofort angesprungen wäre. Während der nächsten Tage haben wir daher nur tagsüber im Schaufenster gelebt, während der Betrieb des Schreibwarenladens ganz normal weiterlief. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Eine ältere Dame hat mir gleich ein Zimmer angeboten. Das Angebot habe ich weitergeleitet, denn ich selbst habe zum Glück einen Platz in einem selbst verwalteten Studentenwohnheim. Vielen Menschen in Karlsruhe war anscheinend gar nicht bewusst, wie eng der Wohnungsmarkt hier für Studenten ist. PROTOKOLL: FRANZISKA HAACK