Ohne WLAN keine Besetzung

In Hildesheim haben Aktivist*innen das Bleistifhaus verlassen, nachdem die Uni den Strom abgedreht hat

„Uns war klar,

dass das Haus

nicht zu halten ist“

Initiative „Freiräume Hildesheim“

Von Katharina Schipkowski

Die Besetzer*innen in Hildesheim haben das Bleistifthaus am Mittwoch verlassen. Die Uni, die bis dahin Mieterin des Gebäudes war, hatte ihnen das Wasser und den Strom abgestellt und eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Ohne Wasser und Strom sei die Situation, gerade bei der Hitze, „sehr unkomfortabel“ geworden, schreiben die AktivistInnen in einer Mitteilung. Auch das WLAN habe nicht mehr funktioniert. Unter anderem deshalb habe man sich entschieden, die anfangs nur auf drei Tage angelegte Aktion nach zwei Wochen und zwei Tagen zu beenden.

Mit einer langfristigen Bleibeperspektive wären die Aktivist*innen „durchaus bereit und in der Lage“ gewesen, die ihnen abgestellte Infrastruktur wieder aufzubauen, schreiben sie weiter. Aber ihre Perspektive war düster. Das Gebäude gehört einem privaten Investor, der Pläne damit hat. Nachdem der Vertrag der Hildesheimer Uni, die das Haus für ein Projektsemester angemietet hatte, am 31. Juli ausgelaufen ist, will er es nun als Bauplanungsbüro nutzen und dann zum Parkhaus umbauen lassen.

„Uns war klar, dass das Haus nicht zu halten ist“, sagte eine Sprecherin der Besetzerinitiative „Freiräume Hildesheim“. Es gehe ihnen auch nicht speziell um dieses Haus, sondern darum, irgendein Haus in Hildesheim als selbstverwalteten Freiraum zu nutzen. Gegenüber der Uni hatte der Besitzer mit Regressforderungen gedroht, falls die Besetzer*innen das Gebäude bis zum 31. Juli nicht räumen würden. Als sie am Morgen des 1. August noch im Haus waren, erstattete die Uni Anzeige.

„Uns lag sehr an einer einvernehmlichen Lösung“, sagte die Unisprecherin Isa Lange. „Aber da die Besetzer unserer mehrmaligen Aufforderung, das Gebäude zu verlassen, nicht nachkamen, waren wir gezwungen, Anzeige zu erstatten.“

Angst vor Repression haben die Aktivist*innen nicht. Die Anzeige richtet sich gegen die ganze Gruppe, Personalien der Einzelpersonen hat die Polizei nicht aufgenommen. Die Polizeidirektion prüfe aber derzeit, ob „verfolgbare Straftaten“ vorliegen, sagte ein Polizeisprecher.

Die Aktivist*innen, die schon während der Besetzung Besuch von grünen und linken Vertreter*innen der Stadtratsfraktion und dem grünen Bundestagsabgeordneten Ottmar von Holtz hatten, wollen weiter das Gespräch mit der Politik suchen. Die Hildesheimer Grünen haben sie zum nächsten Kulturausschuss eingeladen. Die Aktivist*innen planen, den Ausschuss mit „kreativen Interventionen“ in der Innenstadt zu begleiten.