Niedersachsen wandern ab

In Wilhelmshaven und anderen Städten schrumpft die Bevölkerung. Es droht eine Abwärtsspirale

Trotz guter Jobchancen schrumpfen in Niedersachsen mehrere Regionen, weil junge Leute lieber in Großstädte ziehen. In zehn deutschen Städten und Kreisen ist nach einer Erhebung die Diskrepanz zwischen schwacher Bevölkerungsentwicklung und positiver Beschäftigungsdynamik besonders groß – sechs davon liegen im Flächenland Niedersachsen. Besonders betroffen ist zum Beispiel Wilhelmshaven.

Bisher waren vor allem ländliche und strukturschwache Orte von einer Abwanderung betroffen, wie es in der Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln heißt. Die Studie rückt nun in Niedersachsen unter anderem Wilhelmshaven in den Fokus. Dort nahm zwischen 2007 und 2015 die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um fast 14,7 Prozent zu, während die Bevölkerung um 7,5 Prozent zurückging. Ähnliche Werte haben in Niedersachsen auch die Landkreise Helmstedt, Wesermarsch, Göttingen, Nienburg und Uelzen.

Und es drohen Folgen: „Langfristig kann es dadurch zu einer Abwärtsspirale kommen: Firmen wandern ab, weil sie keine Fachkräfte finden, die Regionen werden unattraktiver und verlieren weiter an Einwohnern“, sagt IW-Wissenschaftsleiter Hubertus Bardt.

In Wilhelmshaven sei der Arbeitsmarkt noch nicht so stark angespannt wie anderswo, da es dort im Vergleich zu anderen Regionen eine höhere Arbeitslosigkeit gebe, heißt es in der Studie. Deutscher Spitzenreiter bei dem Trend ist der IW-Studie zufolge Würzburg in Bayern.

Für Städte sei es sehr schwierig, aus so einer Abwärtsspirale herauszukommen, erklärte Ökonomin Silvia Stiller vom Hamburger Institut ETR, die seit Jahren regionalwirtschaftliche Trends analysiert. Die Regionen stünden nicht nur in Konkurrenz zu Metropolen wie München, Hamburg oder Berlin. „Die kleineren und mittelgroßen Städte stehen auch im Wettbewerb zueinander“, so Stiller. (dpa)