Kein Randthema

Menschen mit Behinderung in Berlin: Fakten und Zahlen

Rund 350.000 Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung gibt es in Berlin, das sind knapp 10 Prozent der Bevölkerung. Bei den über 65-Jährigen sind es laut Statistik fast 30 Prozent, die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Etwa 97 Prozent der Behinderungen sind nicht angeboren, sondern werden im Lauf des Lebens erworben. Die Wahrscheinlichkeit, selbst irgendwann behindert zu werden, ist also enorm und Inklusion kein Nischenthema, sondern in der Brisanz vergleichbar mit den Themen Bildungsgerechtigkeit und Altersarmut.

Inklusion ist entgegen einem vor allem im Schulbereich noch weitverbreiteten Irrtum nicht das neue Wort für Integration. Es geht nicht darum, zunächst ausgeschlossene Menschen wieder hereinzuholen in den „Normalbetrieb“. Sondern darum, die gesamte gesellschaftliche Infrastruktur so zu gestalten, dass sie von allen „gleichberechtigt zu anderen“ genutzt werden kann. So steht das auch in der UN-Behindertenrechtskonvention, die in Deutschland seit 2009 bindendes Recht ist und die Berlin bis zum Jahr 2020 umfassend umsetzen will. Eine vollständige Inklusion ist Utopie? Das hat sie mit allen anderen großen Idealen gemein. Der Weg ist das Ziel.

Auf diesem Weg müht sich Berlin derzeit vor allem in den Bereichen inklusive Bildung und barrierefreie Stadt. So wurden im Schuljahr 2016/17 65 Prozent der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an allgemeinen Schulen unterrichtet – bundesweit sind es nur 40 Prozent. Insbesondere Menschen mit geistiger Behinderung gehören aber nach wie vor zu den am meisten separierten Bevölkerungsgruppen. So wird nicht einmal ein Drittel der Kinder mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in allgemeinen Schulen unterrichtet. Obwohl genaue Zahlen nicht erhoben werden, ist davon auszugehen, dass spätestens im Erwachsenenalter nahezu alle Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung in separaten Wohneinrichtungen, Arbeitsstätten und Betreuungsangeboten versorgt werden. Manuela Heim