Hamburger Szene von Lena Kaiser
: „Geht da mal weg. Das sieht nicht schön aus“

„Diese Dreiviertel-Hose – als Jeans würde das ja noch gehen, aber in Karo …?“ Das ziehe doch nur weitere Kundschaft mit solchen Hosen an

In meinem Freundeskreis wird neuerdings über Shisha-Bars gesprochen. Genau genommen über eine. Sie hat gerade erst eröffnet und es in Nullkommanichts geschafft, Aufsehen zu erregen. Um nicht zu sagen: Zorn auf sich zu ziehen. Auch mir ist sie sofort aufgefallen. Zum einen, weil es im Umkreis nun schon ein paar andere Shisha-Bars gibt und mich die offenbar große Nachfrage ein bisschen erstaunt. Dann aber auch, weil diese ganz schön Raum greift. Auf der recht geräumigen Ecke Max-Brauer-Allee/Chemnitzstraße stehen jetzt jedenfalls ausladende Sitzmöbel, die ein bisschen an eine Strandlounge erinnern. Wesentlich markanter ist aber etwas anderes: Es riecht da jetzt immer, wenn ich nach Feierabend nach Hause radele, nach Hubba Bubba.

Meine Freundinnen hat dieser Laden verblüffend schnell gegen sich aufgebracht. Denn hier ist jetzt offenbar nicht mehr jede*r willkommen. Erst gestern wurde eine Bekannte Zeugin, wie drei Jungs und ein Mädchen als Kunden abgewiesen wurden. Sie hätten die falschen Hosen, erklärte der Kellner, er hätte die Anweisung, sie wegzuschicken. Auf Nachfrage führte er aus: „Diese Dreiviertel-Hose –als Jeans würde das ja noch gehen, aber in Karo …?“ Das ziehe doch nur weitere Kundschaft mit solchen Hosen an.

Meine Bekannte war empört. Das waren doch ganz normale Jugendliche! Sogar aus der Nachbarschaft! Sie blieb stehen und berichtete den Abgewiesenen, dass ihr genau hier neulich Ähnliches widerfahren sei: Eigentlich stand sie nur mit Freundinnen auf dem Gehweg, als ein Kellner aus dem Laden kam, um sie wegzuschicken. „Es sieht nicht schön aus, wenn ihr da steht“, habe er gesagt. Ob sie nicht wenigstens ein paar Schritte weiter weggehen könnten?! Wie sie da stehen würden, das schrecke doch die Kundschaft ab. Vor dem East könne man ja wohl auch nicht einfach so stehen.

„Das geht gar nicht“, empörte sie sich. Sie seien dieser Bar gegenüber doch so offen gewesen, sogar zur Eröffnung gekommen. Das habe sie auch dem Mann von der Shisha-Bar erzählt, aber der wollte das nicht mit ihr diskutieren.

Wegschicken lassen will sich niemand. Sollte man nicht alle Menschen freundlich willkommen heißen? Aber wer entscheidet darüber, für wen ein Raum hergerichtet wird? Warum dürfen die da etwa ihre Sessel hinstellen und ich nicht?

Shisha-Bars polarisieren. Nicht nur deshalb, weil auch sie sich ihre Kundschaft aussuchen können – und dafür mit den Konsequenzen leben müssen. Aber der Bürgersteig, der gehört uns allen.