Jürn Kruse
Mitarbeiter der Woche
: Jérôme Boateng

Illustration: Inga Israel

Nun also auch noch Boa. Ein Modemagazin von und mit Jérôme Boateng. Nach Barbara Schönebergers Frauen-Lebenswelt-alles-gut-alles-locker-Magazin Barbara, Joko Winterscheidts Männer-edgy-crazy-Rock-’n’-Roll-Magazin JWD und Eckart von Hirschhausens Wohlfühl-Körper-Geist-Magazin Dr. v. Hirschhausens Stern Gesund leben ein weiteres Blatt mit prominentem Testimonial aus dem Hause Gruner+Jahr (G+J).

Boa soll, so heißt es in der Pressemitteilung, „ab kommenden Herbst Themen wie Musik und Mode, Sport und Zeitgeist aus der Perspektive Boatengs erzählen, der abseits des Fußballplatzes als Stil-Ikone gilt“.

Das könnte tatsächlich passen. Gilt der 29 Jahre alte Nationalspieler auf dem Fußballplatz doch nicht mehr unbedingt als Stil-Ikone.

Doch darum geht es ja nicht in Boa. Es geht um den modischen Boateng – und da hat der Berliner tatsächlich einiges zu bieten: Bei den Bayern saß er mal mit einer Jacke auf der Tribüne, auf der die Logos aller NBA-Klubs zu sehen waren. Und genau diese Attitüde ist nötig für ein solches personalisiertes G+J-Magazin: Nach außen braucht es die Erzählung, irgendwie eckig und kantig zu sein, eine Haltung zu haben, ein bisschen verrückt zu sein. Aber eigentlich muss er oder sie alle abholen können. Darf also nicht zu eckig und kantig sein, keine zu klare Haltung haben und bitte auch nicht zu verrückt sein. So wie Boatengs Jacke: Nach außen auffällig, die inhärente Aussage drückt aber große Beliebigkeit aus: Seht her, ich bin Fan von allen nordamerikanischen Basketball-Klubs! Willkommen in der Instagram-Welt vieler Promis, die kaum ein Fußballer so gut bespielt wie Jérôme Boateng mit seinen knapp sechs Millionen Followern.

„Ich stehe für ein Deutschland, das bunter und cooler ist und optimistisch in die Zukunft schaut“, sagt Boateng über sich und das, was er im Magazin transportieren will. Deswegen will der Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers auch explizit „seine Herkunft sowie seine persönliche Erfolgsgeschichte“ thematisieren.

Und das ist die gute Botschaft dieses Magazins: Gruner+Jahr hält Boateng, den Mann, von dem AfD-Chef Alexander Gauland meint, dass man ihn nicht gern als Nachbarn hätte, für ebenso anschlussfähig an die Masse wie die Whitest Boys and Girls alive Schöneberger, Hirschhausen und Winterscheidt. Halt einen, den doch viele gern als Nachbarn hätten. Oder zumindest einen, dessen Gesicht man gerne auf dem Couchtisch liegen hat.