Nutzer wollen Werkhof kaufen

Mit einer soliden Finanzierung und viel Unterstützung hat sich die Werkhofgemeinschaft „Viva La Bernie“ in Position gebracht. Übernahme des Werkshofs vom Investor ist das Ziel

Engagiert sich für die Nutzer des Werkhofs: Ralf Gauger Foto: Knut Henkel

Von Knut Henkel

Das leuchtendgrüne Transparent mit dem Aufdruck „Viva La Bernie“ flattert über dem Eingang zum Hinterhof in der Bernstorffstraße. Luftballons und die Schilder vom Bier- und Kuchentresen hängen noch an der Werkhalle, wo Ralf Gauger mit seinem Kompagnon Onno Röhrs die Firma Hamburger Aufbau angesiedelt hat. Das Bauunternehmen gehört zu den ältesten Mietern auf dem Werkhof, wo derzeit siebzehn Mieter mehr als 100 Nutzer repräsentieren. Darunter auch Ralf Gauger, der am Samstag den Besuchern des Bernstoffstraßen-Fests erklärte, weshalb und wie der Werkhof aus den Händen von Investoren in die der Nutzer übergehen soll.

„In ein paar Wochen wollen wir den Eigentümern, die den Werkhof im Juli letzten Jahres gekauft haben, unser Finanzierungskonzept vorlegen. Wir bieten sieben Millionen Euro und sind optimistisch, dass wir eine echte Chance haben“, sagt Gauger. Ziel sei es, das Areal allen Einzelinteressen aller möglichen Seiten zu entziehen und es selbstverwaltet zu nutzen.

Dafür wird mit mehreren Banken verhandelt. Zudem werden private Kreditgeber gesucht, die etwas zur notwendigen Eigenkapitalquote von 20 bis 30 Prozent beisteuern und auch hier ist die Resonanz positiv. Mehr als zwei Drittel der notwendigen Eigenkapitalquote seien bereits zugesagt, sagt Gauger, der sich regelmäßig mit den Vertretern der AC Immobilieninvestment trifft. Die erwarb den Werkhof im Juli 2017 vom Vorbesitzer.

„Als im Mai 2017 erstmals Unbekannte mit Tablets über das Areal spazierten, wurden wir aufmerksam“, erinnert sich der 52-jährige Gauger. Doch auf ein Kaufangebot hätten sich die Eigentümer damals nicht einlassen wollen. Daraufhin organisierten sich Mieter und Nutzer des Hinterhofs, wählten Gauger zum Werkhofsprecher und suchten das Gespräch mit dem Bezirksamt, der Handwerkskammer, aber auch mit den beiden Investoren.

Die heißen Christoph Reschke und Alexander Möll und erklärten Gauger auf einem ersten Treffen im letzten September, dass noch gar nicht klar sei, wie die Zukunft des Werkhofs aussehe. Das hat die Befürchtungen auf dem Werkhof nicht gerade eingedämmt. Hinzu kam, dass neue Gewerbeverträge nur auf ein, zwei Jahre ausgestellt werden sollten und dass es Konflikte bei der Anerkennung von Mietverträgen gab, die von Gewerbe auf Wohnraum umgewandelt worden waren – negative Vorzeichen aus der Sicht der auf dem Gewerbehof ansässigen Mieter.

Die haben dazu geführt, dass sie in alle Richtungen aktiv wurden. Sie wandten sich an die Politiker im Bezirk, an das Bezirks­amt selbst, aber auch an potentielle Unterstützer – darunter FC-St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich und Filmemacher Fatih Akin, der auf dem Hinterhof Filmszenen gedreht hat. Die Welle der Solidarität, die so losgetreten wurde, hatte durchaus einen Effekt.

Die Nutzer haben Hilfe beim FC St. Pauli-Präsidenten und Filmemacher Fatih Akin gesucht

Anders als noch im September 2017, als Gauger als Einzelmieter bei der AC Immobilieninvestment empfangen wurde, ist er heute als Sprecher des Werkhofs bei den Investoren akzeptiert und es gibt regelmäßige Gespräche mit Matthias Onken, dem Vertreter der Eigentümer.

Dazu könnte die Tatsache beigetragen haben, dass der Bezirk Mitte für das Gebiet rund um die Bernstorffstraße eine „Städtebauliche Erhaltungsverordnung“ vorbereitet. Dadurch könnte der „Milieucharakter“ festgeschrieben werden, womit große Veränderungen in der baulichen Struktur kaum vereinbar wären.

Doch das haben die beiden Investoren, die für Hines, ein weltweit agierendes Immobilienunternehmen aus den USA, tätig sind, eigenen Aussagen zufolge nicht vor. Ob sie allerdings angesichts der breiten Unterstützung den Hof an die Hofgemeinschaft verkaufen werden, steht in den Sternen. „Immerhin haben sie die Prüfung unseres Finanzierungskonzepts zugesagt und deshalb sind wir optimistisch“, sagt Gauger und verabschiedet sich. Er hat noch einen Termin bei einer der Banken.