Andreas Speit
Der rechte Rand
: Wie ein kürzlich verstorbener Rechtsextremer lebte

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Bei Aufmärschen der rechtsextremen Szene fiel Markus Privenau auf. Der große und sportliche Mann war in Norddeutschland seit Jahrzehnten fest im Milieu zwischen NPD und „Heimattreuer Deutscher Jugend“ (HDJ) verankert. In seiner Wohnung in Stuhr soll er sich vor Monaten das Leben genommen haben. Den Tod bestätigten nun Sicherheitskreise der taz.

Über seine Einstellung ließ Privenau keine Zweifel aufkommen. In den radikalsten Gruppen war er in Bremen immer wieder aktiv. Bis zum Verbot der „Nationalistischen Front“ gehörte Privenau zu den Führungskadern an der Weser. Nach dem Verbot 1992 schloss er sich der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) an, die 1995 verboten wurde. Bei der „Hilfsgemeinschaft für nationale Gefangene“ (HNG) war er führend tätig. 2011 schritt das Bundesinnenministerium mit einem Verbot ein, da die HNG die Verherrlichung des Nationalsozialismus betreibe und eine „Radikalisierung der Neonaziszene“.

Bei einer Schießübung erschoss Privenau in der 1980er-Jahren einen Jäger. Der verstorbene Szeneanwalt Jürgen Rieger vertrat ihn. „Unfall mit Todesfolge“ lautete das Urteil.

Bei dieser Vita ist es auch nicht verwunderlich, dass sein Nachwuchs dem rechten Weg folgt. Privenaus Familie lebt auf einem Bauerhof mit Tieren und Gemüseanbau – alles bio. Um 18 Uhr musste das Abendessen auf dem Tisch stehen, erzählt seine Ex-Frau Tanja Privenau. Ihr Mann, der Vater von dreien ihrer fünf Kinder, bestand vor dem Essen auf den Spruch: „Den Deutschen das Brot, den Juden den Tod“.

Das Paar hatte sich Ende der 1990er-Jahre kennengelernt. Die Familie wurde zu einer festen Größe gerade für die nichtöffentliche Arbeit der „nationalen Bewegung“ in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Bremen. „Wir haben uns immer als nationale, als völkische Familie verstanden“, sagte Tanja Privenau. Bei der Artgemeinschaft waren sie fest verankert, die Kinder wurden zur HDJ geschickt. Privenau forderte straffe Regeln, und harte Disziplin ein. Seine Ex-Frau berichtet zudem von Gewalt in der Familie. Und auch davon, dass er sagte, eins ihrer Kinder aus einer früheren Verbindung sei „unwertes Leben“ wegen einer Behinderung.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

2005 verließ Tanja Privenau die Szene, seit 2008 ist sie von ihrem Mann geschieden. Über zehn Jahre musste sie vor Gericht erstreiten, dass ihr Ex-Mann die Kinder nicht sehen darf. Denn in seinen Augen, so Privenau, wäre sie eine „Verräterin“. Sie fürchtete, dass er über die Kinder ihre Adresse erhalten könnte. Sie sorgte sich aber auch, dass er versuchen würde, die Kinder weiter politisch zu indoktrinieren.