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Kirmes

D 1960, R: Wolfgang Staudte, D: Götz George, Juliette Mayniel

1959 wird in einem kleinen Dorf in der Eifel Kirmes gefeiert. Doch beim Aufbau eines Karussells wird ein Skelett mit Stahlhelm und Maschinengewehr ausgegraben und die Feierlaune durch die Geschichte des Deserteurs Robert Mertens verdorben, der in den letzten Kriegstagen zurück in sein Heimatdorf floh, wo ihm jedoch keiner half. 1960 wollte auch niemand in Deutschland diesen Film sehen, der auf das Kinopublikum so ähnlich gewirkt haben muss wie die in einem Bombentrichter verscharrte Leiche auf die Festgemeinde. Immerhin bemerkenswert, dass ein solch radikaler Film damals (mit dem jungen Götz George in der Hauptrolle) in der BRD gemacht werden konnte.

Do, 17 Uhr, Metropolis, Hamburg

Happy

D 2016, R: Carolin Genreith

Über diese Postkarte hat sich Carolin Genreith sicher nicht gefreut: „Meine Liebe, mir geht es gut hier, ich esse Pat Thai und trinke Chang Bier. Und ich habe eine Frau kennengelernt, die so alt ist wie du. Liebe Grüße, Papa.“ Die Filmemacherin reiste ihrem Vater mit der Kamera hinterher, um Antworten auf ihre dringenden Frage zu bekommen. War ihr Vater ein Sextourist? Hatte er sich eine Braut gekauft und wie würde sie selber auf eine gleichaltrige Stiefmutter reagieren? Genreith inszeniert ihre Protagonisten mit viel Sympathie, vermeidet es, einfache Antworten zu geben und macht sich so angreifbar.

Di, 20 Uhr, B-Movie, Hamburg

SPK-Komplex

D 2018, R: Gerd Kroske

Das 1970 in Heidelberg gegründete antipsychiatrische Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) versuchte, psychische Krankheiten und seelisches Leiden auf die kapitalistischen Strukturen der Gesellschaft zurückzuführen. Der Arzt Wolfgang Huber begann ein selbstorganisiertes gruppentherapeutisches Experiment mit Psychiatrie-­patienten. Die Gruppe radikalisierte sich später politisch und einige Mitglieder tauchten in der RAF unter. Um diese kaum bekannte Kapitel westdeutscher Geschichte vorzustellen, hat Gerd Kroske mit vielen Prota­gonisten der Gruppe Interviews geführt.

Mo, 19 Uhr, Universum, Braunschweig

Berlin Alexanderplatz

D 1931, R: Piel JutziD: Heinrich George

Jutzi war in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren ein Vertreter des „Proletarischen Films“. Nach seinem Meisterwerk „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“ aus dem Jahr 1929 traute sich der Regisseur an den Roman von Döblin. Seine Adaption der Geschichte des entwurzelten Arbeiters Franz Biberkopf ist ein lebendiges und sehenswertes Zeitdokument, denn Jutzi konnte das Berliner Milieu der späten 20er-Jahre ja noch weitgehend im Original zeigen.

Do, 16 Uhr, Kino im Künstlerhaus, Hannover