Kommentar NPD-Schulaktion: Schutzzone für braunen Mob

Vor einer Hellersdorfer Schule verteilte die NPD Flyer. Ein schnelle Reaktion der Schulverwaltung bleibt aus.

Schutzzone Schule – und wer schützt vor dem Schultor? Foto: dpa

Überhaupt und gerade nach der rechten Gewalt in Chemnitz ist klar: Dem Mob, den viele partout nicht erkennen wollen, darf man keinen Meter Boden gönnen. Schon gar nicht vor Schulen und auch dann nicht, wenn er in Gestalt des besorgten (und deshalb besonders gefährlichen) Bürgers daherkommt.

Vergangene Woche stand frühmorgens vor Schulbeginn nun aber eine rechte „Bürgerwehr“ vor der Wolfgang-Amadeus-Mozart-Gemeinschaftsschule in Hellersdorf. Hinter der Aktion steckt die NPD, die bereits seit einigen Wochen für ihre bundesweite Kampagne „Schutzzone“ mobilisiert.

Die Botschaft der Nazis: Wir kümmern uns, wo es der Staat vermeintlich nicht tut. Im Hellersdorfer Fall missbrauchte die „Bürgerwehr“ die Tatsache, dass vor knapp zwei Jahren ein Eltern-Brandbrief über Gewaltvorfälle an der Schule für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Offenbar versucht eine eigentlich unbedeutend gewordene Partei da also, irgendwie auch noch die braune Welle zu reiten, die gerade durchs Land schwappt. In der S-Bahn liefen die Rechten im Juli übrigens auch schon Streife: Das Unternehmen distanzierte sich flugs, aber solange von den besorgten BürgerInnen keine Gefahr ausgeht und sie keine Straftaten begehen, könne man da wenig machen.

Keine schnelle Distanzierung

Auch wenn die Rechten draußen vor dem Schultor blieben: Eine schnelle Distanzierung hätte man nun eigentlich im Fall der Mozart-Schule auch von der Bildungsverwaltung erwartet. Zumindest eine Antwort auf die Frage, wie Schulen auf solche Übergriffigkeiten von rechts am besten reagieren sollen, hätte man gern gehabt.

Vonseiten der Schule heißt es schließlich am Donnerstag, man habe bereits „Maßnahmen“ ergriffen

Auch ob das Infomaterial, das die Rechten an die SchülerInnen und Eltern vorm Schultor verteilt haben wollen – übrigens mit „100 Prozent positiver Rückmeldung“ wie sie auf der Facebook-Seite schreiben – noch mal im Unterricht thematisiert wurde, bleibt erst einmal unklar. Die Bildungsverwaltung äußert sich auf taz-Anfrage am Mittwoch nicht, auch am Tag darauf musste man lange auf eine knappe Antwort warten.

Von Seiten der Schule heißt es schließlich am Donnerstag, man habe bereits „Maßnahmen“ ergriffen: Die erweiterte Schulleitung habe die rechte Aktion bemerkt und wolle dagegen vorgehen. Wie genau, zumindest dazu äußert sich am Donnerstagnachmittag dann auch noch die Bildungsverwaltung: „Die Schule hat die Polizei verständigt und den Flyer übergeben.“

Die Nazis jedenfalls kündigen auf Facebook schon mal an, dass sie wiederkommen wollen. Hoffentlich tun sie es nicht. Aber vielleicht sind bis dahin auch alle Beteiligten ein bisschen besser vorbereitet.

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