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: Anonymer Bericht aus dem Weißen Haus bringt Trump zum Überkochen

Nur einen Tag nach der Veröffentlichung erster Auszüge aus Bob Woodwards neuem Enthüllungsbuch über das irre Innenleben des Weißen Hauses unter US-Präsident Donald Trump hat nun die New York Times einen weiteren Schlag gegen Trump veröffentlicht. In einem anonym veröffentlichten Beitrag auf der Meinungsseite der Zeitung schreibt ein lediglich als „ranghoher Regierungsmitarbeiter“ vorgestellter Autor, es gebe innerhalb der Führung eine ganze Reihe von Leuten, die heimlich und still dafür sorgen, die schlimmsten Auswüchse von Trumps Regierungsstil zu verhindern. „Um es klar zu sagen: Wir haben nichts mit dem ‚Widerstand‘ der Linken zu tun. Wir wollen, dass diese Regierung Erfolg hat und sind der Ansicht, dass viele politische Entscheidungen Amerika bereits sicherer und wohlhabender gemacht haben.“ Aber Trumps Amoralität, seine beständigen Angriffe auf die Demokratie, sein Kuschelkurs gegenüber ausländischen Diktatoren, seine Uninformiertheit und häufigen Meinungsänderungen auch in wichtigen Politikfeldern machten es notwendig, beständig einzuschreiten.

Erfolge seiner Politik seien trotz und nicht wegen seines unmöglichen Führungsstils zustande gekommen. Das amerikanische Volk solle aber beruhigt sein: Es gebe noch Erwachsene im Raum. Im Kabinett sei allerdings bereits im Flüsterton darüber nachgedacht worden, den 25. Verfassungszusatz zu aktivieren – die Absetzung eines Präsidenten aufgrund seiner Unfähigkeit.

Nur eineinhalb Stunden nach Veröffentlichung des Textes trat Trump selbst vor die Fernsehkameras. Der Autor, wenn es ihn denn tatsächlich geben sollte, sei feige und gehöre nicht in die Regierung. So etwas zu veröffentlichen, sei ungeheuerlich. Auf Twitter schrieb er „VERRAT?“, in Großbuchstaben und forderte kurze Zeit später, die New York Times müsse den Mann sofort ausliefern. Kurz darauf fügte er hinzu, er trockne den Sumpf aus – sein Wahlversprechen – und der Sumpf schlage nun zurück. Seine Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders erklärte, der Text sei „erbärmlich, rücksichtslos und selbstbezogen“. „Dieser Feigling sollte das einzig richtige tun und zurücktreten.“

Die Reaktionen in der Öffentlichkeit waren gespalten. In konservativen Kommentaren war zu lesen, wie anmaßend und undemokratisch es sei, wenn Angestellte die Umsetzung der Politik des gewählten Präsidenten verhinderten. Von Links wurde kritisiert, so bringe das schlicht überhaupt nichts, entweder diese Leute würden wirklich Schritte gegen Trump unternehmen oder eben nicht.

Und Trump selbst twitterte am Donnerstagfrüh: „Nordkoreas Kim Jong Un erklärt‚ ungebrochenes Vertrauen in Präsident Trump. Vielen Dank, Chairman Kim. Wir werden es zusammen schaffen!“ Bernd Pickert