Jeder Zweite würde verzichten

Laut einer Umfrage ist die Bereitschaft zur Pflege von Angehörigen groß, aber sie sinkt

Von Barbara Dribbusch

Die Pflegebereitschaft in Deutschland ist groß: 86 Prozent der Menschen sind grundsätzlich dazu bereit, nahe Angehörige mehrere Stunden in der Woche zu pflegen. Rund 50 Prozent der Befragten würden für diese Aufgabe sogar im Beruf kürzer treten und Arbeitsstunden reduzieren, jeder Sechste sogar eine längere Auszeit im Job nehmen. Das zeigen Ergebnisse einer am Montag präsentierten Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse.

Laut der Erhebung wünschen sich vier von fünf der Befragten, dass professionelle Kräfte die Pflege zu Hause übernehmen, drei von fünf können sich genauso eine Versorgung durch nahe Angehörige vorstellen. Die Bereitschaft, in ein Pflegeheim zu gehen, ist vorhanden, aber nicht sehr ausgeprägt. 37 Prozent würden in ein Pflegeheim ziehen, wenn es denn sein müsste.

Einen Trend zur familieninternen Betreuung gibt es nicht, im Gegenteil: Zwischen 1999 und 2015 sei in den meisten Bundesländern „ein leichter Aufwärtstrend weg von der familien­internen Betreuung hin zur professionellen Pflege“ erkennbar, so Michael Hüther, Direktor des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), der am Donnerstag eine Erhebung zur Pflegekräftelücke vorstellte.

Hüther erklärte, bis zum Jahre 2035 müsste die Zahl der Pflegefachkräfte wegen des zunehmenden Bedarfs um 44 Prozent auf rund eine halbe Millionen Menschen steigen. Die Vertreter von IW und TK plädierten für einen stärkeren Einsatz der Technik, etwa Sturzsensoren und Roboter. Vielleicht bleiben künftig die Gebrechlichen digital überwacht, aber menschlich so knapp wie möglich versorgt, so lange es geht im eigenen Heim. 58 Prozent der Befragten würden sich bei körperlichen Einschränkungen von einem Roboter unterstützen lassen.