Neuanfang in Erfurt

Wiedereröffnung des Gutenberg-Gymnasiums. Schröder: „Ein Stück Normalität“ drei Jahre nach dem Amoklauf

ERFURT ap ■ Gut drei Jahre nach dem Amoklauf eines ehemaligen Schülers ist das Erfurter Gutenberg-Gymnasium im Beisein von Kanzler Gerhard Schröder offiziell wiedereröffnet worden. Bei dem Festakt sagte Schröder, das Schulmassaker habe wie kaum ein anderes Verbrechen ganz Deutschland zutiefst schockiert und in Trauer und Anteilnahme vereint. Im April 2002 hatte der 19-jährige Robert Steinhäuser zwölf Lehrer, die Schulsekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten erschossen, bevor er die Waffe gegen sich selbst richtete.

Nach der Bluttat waren die rund 600 Schüler und 60 Lehrer vorübergehend in ein Ausweichquartier gezogen, während das Stammhaus für knapp 10 Millionen Euro aus Bundesmitteln grundlegend neu gestaltet wurde. Mit Beginn des neuen Schuljahres am vergangenen Donnerstag begann der reguläre Unterricht wieder in dem angestammten Jugendstilgebäude.

Schröder sagte, das ganze Land habe mit den Betroffenen gefühlt. In den vergangenen Jahren seien Ursachen und Folgen der Tat immer und immer wieder untersucht und diskutiert worden, „manchmal auch nicht sehr sachgerecht. Im parteiübergreifenden Konsens wurden gesetzliche Konsequenzen gezogen, etwa beim Jugendschutz, beim Waffenrecht, aber eben auch beim Schulrecht.“

Einige Antworten seien gegeben worden, aber die Wunden, die dieser Tag gerissen habe, seien nicht geheilt. Doch er sei froh, dass man das alte Schulgebäude nicht aufgegeben habe. Die grundlegende Neugestaltung des Hauses sei auch ein Zeichen der bundesdeutschen Solidarität mit den Betroffenen. Nun sei „ein Stück Normalität“ wieder eingekehrt, sagte Schröder und lobte die Gestaltung des Gebäudes. Besonders bemerkenswert sei es, dass auch ein „Raum der Stille“ als Rückzugsort für die Schüler entstanden sei. Schröder betonte aber auch: „Wir dürfen nicht zu viel von der Schule erwarten. Sie ist immer nur so stark wie die Gesellschaft, deren Teil sie ist.“ Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus sagte, es blieben Schmerz, Trauer und Wut über das Verbrechen, „aber auch Hoffnung ist da“.