Fußballheld und Deportierter

Theater Bremen zeigt die Geschichte von Stürmer-Ikone Julius Hirsch

Erst verehrt, später entmenschlicht: das Theaterstück „Juller“ erzählt die Geschichte von Julius Hirsch Foto: Tom Schulze

Von Alina Götz

Mit einem Gastspiel kommt die Biografie des deutsch-jüdischen Fußballers Julius Hirsch auf die Bühne des Goethe-Theaters. Das Stück „Juller“ des Theaters der Jungen Welt Leipzig erzählt die Geschichte des Karlsruher Stürmers: vom gefeierten zweimaligen Deutschen Meister, Nationalspieler und Olympiateilnehmer 1912 – und vom 30 Jahre später im Nationalsozialismus nach Auschwitz deportierten und ermordeten Juden.

Julius Hirsch, genannt „Juller“, ist ein Held der früheren Fußballjahre. Besonders berührend an seiner Geschichte ist für Hubertus Hess-Grunewald, Präsident von Werder Bremen, dass er ein geachteter Fußballer sowie Soldat im Ersten Weltkrieg war – und trotz dieser hervorgehobenen Stellung deportiert wurde. „Es kann jeden treffen und dann ist all das nichts mehr wert“, sagt er. Trotz der Bedrohung nach 1933 blieb Hirsch in Deutschland, emigrierte nicht. Sein Biograph Walter Skrentny geht davon aus, dass er direkt nach Ankunft in Auschwitz vergast wurde. Sein genaues Todesdatum ist unbekannt.

Die Idee zum Stück hatte der Deutsche Fußball-Bund. Seine Kulturstiftung fördert die Gastspiele der Leipziger. Hess-Grunewald ist selbst Mitglied im Kuratorium der Stiftung. Er wollte das Projekt in Bremen umsetzen und habe damit beim Kooperationspartner Theater Bremen „offene Türen eingerannt“.

Für Michael Börgerding, Intendant des Theaters Bremen, ist es „selbstverständlich“, sich im Theater mit Rassismus und Toleranz auseinanderzusetzen: „Im Fußball ist das leider immer noch nicht so.“ Es werde aber viel getan, Werder sehe er da weit vorne. Marco Bode, Aufsichtsratsvorsitzender des Bundesligisten, erinnerte aber auch daran, dass „Werder nicht besser war als die anderen Vereine, wenn es früher darum ging, jüdische Spieler auszugrenzen“.

Der aktuelle gesamtgesellschaftliche Rechtsruck, insbesondere die immer noch vorkommenden Hass-Parolen im Fußball, zeigen Hess-Grunewald, dass es immer noch „rechtes Potential“ in unserer Gesellschaft gebe. Auch darauf solle das Stück das Publikum am 17. und 18. September aufmerksam machen. Die zweite Aufführung richtet sich besonders an Schulklassen.