Mehr Fluss wagen

Mit sieben neuen Fahrradbrücken wollen die Grünen das Lebensgefühl der Stadt verändern

Von Klaus Wolschner

Fahrradbrücken sollen zum Symbol einer neuen Idee von Verkehr werden, wenn es nach den Grünen geht. „Stadt am Fluss“ nennt Robert Bücking seine Vision für Bremen, die er am Donnerstag vorstellte. Es bedeute Aufmerksamkeit für die Entwicklung der kilometerlangen Weserufer und für neue Verbindungen von Stadtteilen, die durch Wasser getrennt sind. Das sei wichtiger für das Lebensgefühl als die zahlreichen Autobrücken.

Gleich sieben neue Brücken will Bücking über die Weser bauen lassen – sieben, weil sich alle Stadtteile angesprochen fühlen sollen. Es sei eine Idee für die nächsten fünf oder zehn Jahre. Wenn es für das geplante Kelloggs-Quartier in der Überseestadt eine Fahrradbrücke über die Weser gäbe, gewöhnten sich neue Bewohner erst gar nicht an das Auto als einziges Transportmittel, mit dem man sich in den Stau auf der B 75 einfädeln muss, wenn man auf der anderen Weserseite lebt.

Ähnliche Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer könnten zwischen der Neustadt an der Pipe und den Wallanlagen des Ostertors entstehen. Dazu noch am Werdersee, zwischen Hemelingen und Habenhausen. Aber auch zwischen dem „Molenfeuer“ auf der Werftinsel vor der Waterfront in Gröpelingen und dem Molenturm, dem nord-östlichen Zipfel der Überseestadt. Mancher Bremer würde diese malerisch schönen Stellen der Stadt geradezu entdecken, wenn sie nicht am Ende einer Sackgasse lägen, sagt Bücking.

Solche Pläne brauchen nicht nur Zeit, damit sie sich in den Köpfen festsetzen, sondern auch Geld zur Umsetzung. Aber erstmal muss man überhaupt Visionen haben. Wenn man beobachtet, wie Bücking Politik macht, lässt sich erahnen, welche Potenziale sich den Grünen im Senatsressort für Bau, Umwelt und Verkehr bieten.

Unter dem scheidenden grünen Senator Joachim Lohse hatte man diesen Eindruck zuletzt nicht mehr. Bückings Idee hat das Potenzial, vergessen zu machen, wie sich der jetzige Verkehrssenator mit dem Thema Fahrradquerung dem Spott preisgegeben hat: Er ließ den Radweg unter der Stephanie-Brücke für Fußgänger und Radfahrer einschränken – wegen Einsturzgefahr der Brücke durch die große Zahl der LKWs oben.